1. Esslinger Alphorngipfel 2021 – Teil 1
Gilbert Kolly – Silberdistel – alle Alphörner
Rolf Basler – Am Schwansee – Alphorngruppe „Echo vom Mühlstein“: Rolf Basler, Paul Boschert, Johannes Jakobs, Dieter Kirsch, Patrik Gasser, Waltraud Prinz, Echobläser; Joachim Bänsch, Julia Ströbel-Bänsch, Jakob Bänsch Andreas Frey, Alphörner; Martin Roos, Leitung
Rolf Basler – Eine Fahrt mit der Postkutsche für 3 Alphörner : Alphorngruppe „Echo vom Mühlstein“: Rolf Basler, Tiba in F, Paul Boschert, Johannes Jakobs, Alphörner, Dieter Kirsch, Kokosnüsse
Peter Baumann – La storia di Corona – Dezett für Alphörner & Brass Quintett 5 Alphörner in Gb – „Alphornquintett Laupersdorf“ Waltraud Prinz, Theres Baumann, Corinne Schlup, Alain Zuber, Maya Weber, Alphörner in Gb; Matthias Schriefl, tp 1; Jakob Bänsch, tp 2; Joachim Bänsch, Horn in Eb; Uli Röser, tb; Gabriel Vogel, Tuba; Felix Schrack, Perc. (Gong); Peter Baumann, Leitung
Katrin Vogel – Klage und Aufbruch – Katrin Vogel, Soloalphorn
Yannik Helm – Alp-fa-Horn für Alphorn und Zuspielung; Patrik Gasser, Alphorn
Johannes Bauer – Suite für Alphorntrio Martin Roos, Patrik Gasser, Waltraud Prinz, Alphörner
Matthias Pflaum – Suite für 3 Alphörner Fanfare, Alphornkanon, Carillon: Martin Roos, Patrik Gasser, Waltraud Prinz, Alphörner; Clara Vetter, Keyboard-Glocken
Gerhard Schaad – Geburtstagsständli für 3 Alphörner TUTTI
Esslingen, 17.7.2021
Esslinger Alphorngipfel 2021 beim Dulkhäusle – Live Musik Esslingen – Teil 1
Wie auf Drogen – Alphorngipfel hoch über Esslingen
Er habe zwar keine Ahnung von psychedelischen Drogen, sagt der Allgäuer Multiinstrumentalist und Alphornspieler Matthias Schriefl nach seinem fulminanten Auftritt, aber wahrscheinlich sei die Wirkung so ähnlich wie sein Gefühlszustand nach diesem Alphorngipfel.
Aber schön der Reihe nach: Ziemlich genau um 19.00 Uhr stellen sich 30 Alphornbläser*innen im Halbrund auf dem Sportplatz hoch über Esslingen und dem Neckartal auf, und mit den ersten Tönen der ersten Komposition des Abends (`Silberdistel` von Gilbert Kolly) verbreitet sich eine ganz eigene Atmosphäre in diesen beginnenden Juliabend. In den Gesichtern des Publikums spiegeln sich gleichzeitig Entspannung und Bewegtheit, die Musik hat was Feierliches und sie hat was mit der Natur zu tun. Zwar sind in dem Fall keine Alpen in der Nähe, aber der Blick vom Schurwaldrand ist für die gut 400 Besucher*innen genauso großartig und der Sound der 30 Alphörner, die langsamen Melodiebögen, die vollen, oft tiefen Töne wirken in die eigene Tiefe.
Kompositionswettbewerb contra Lockdown
Der Esslinger Alphorngipfel war ein vorläufiger Schlusspunkt einer sehr ambitionierten Idee, die ihren Ursprung in der Esslinger Alphorngruppe hatte, und die, u.a. gefördert vom Land BaWü, einen internationalen Kompositionswettbewerb für Alphorn – Musik ausgeschrieben hatte. Initialzündung waren die zunächst spontanen, dann regelmäßigen Konzerte der Esslinger Gruppe während des ersten Lockdowns. Alphörner sind bis zu 10 Kilometer weit zu hören, ideale Mutmacher – Instrumente also für Distanz – Konzerte, wenn Abstandhalten angesagt ist. Eckhart Fischer, eigentlich Kontrabassist, aber dann auf`s Alphorn gekommen ist einer der Motoren des Wettbewerbs und lässt sich`s nicht nehmen, alle 16 Kompositionen und Ensembles zu begrüßen und anzusagen. Und alle wären es natürlich wert, hier erwähnt und gewürdigt zu werden – würde aber den Rahmen sprengen.
16 Kompositionen – 16 verschiedene Klangfarben
Subjektiv und schlaglichtartig ein paar Klangsplitter aus dem fast 3 – stündigen Programm: Nach dem Auftakt der aus dem westlichen Schwarzwald stammenden Nordracher Alphornbläser „Echo vom Mühlstein“ präsentierte sich das „Alphornquintett Laupersdorf“ aus dem Kanton Solothurn mit der Komposition von Peter Baumann „La Storia di Corona“. Ein Dezett, fünf Alphornbläser*innen, ergänzt, herausgefordert von Blechbläsern und Percussion. In die Alphorn – Klänge knallt buchstäblich das aktuelle Virus hinein: Becken – Crashs, schiefe Töne, neue Musik, gestärktes gemeinsames Weiterspielen, neue, andere Harmonien.
Einen starker Kontrast, setzt Katrin Vogel, Solohornistin der Komischen Oper Berlin: Keine Tracht, in grünem Kleid und dunklen Strümpfen, alleine, überzeugend, bläst sie ihr fast 10 minütiges Werk `Klage und Aufbruch` in die Dämmerung.
Auf ihre jeweils eigene Reise gegangen waren zu dieser Zeit auch viele Konzertbesucher. Sie saßen zwar auf ihren Campingstühlen oder Decken, Kinder streichelten versonnen den Familienhund, die Eltern lauschten mit geschlossenen Augen den immer neuen Exkursionen in den Alphornkosmos.
Tom Hagenauer
Unser Festivalbericht: 1. Esslinger Alphorngipfel 2021 – Teil 2