Fabian Willmann Trio – Balance
Fabian Willmann – Tenorsaxofon
Arne Huber – Bass
Jeff Ballard – Schlagzeug
Asger Nissen – Altsaxofon
Tracks 1, 4 & 5
Böblingen, 22.3.2022
Starkes Debüt
Das neue Album des Fabian Willmann Trio – Balance
Das Fabian Willmann Trio stellt ein Album vor, welches unaufgeregt die Schönheit der Melodie und des vielschichtigen Dialogs feiert. Balance heisst es, ein Harmonieinstrument braucht es für das Solodebüt des Saxofonisten nicht. Die Beschäftigung mit den Idealen des Cool Jazz trägt hier ganz eigene Früchte, und an den Trommeln sitzt ein Altmeister.
Neben dem lyrisch aufspielenden Tenorsaxofonisten Willmann und dem versierten Bassisten Arno Huber, beide mit Wurzeln im Süden Deutschlands, hören wir am Drumkit niemanden geringeren als Jeff Ballard. Fallweise zum Quartett erweitert wird dieses gut harmonierende Kleeblatt durch den dänischen Altisten Asger Nissen, und der kann es auch ganz gut.
Die durchweg sehr entspannte und sorgfältige Produktion (Aufnahme: Patrick Zosso, CYH Records) beginnt im Intro mit beiden Saxofonen am Start, die ihre Melodienbögen weben wie die Vögel im Frühjahr kurz vor Sonnenaufgang. Offenbar haben Sie sich Einiges zu sagen. Bass und Schlagzeug gehen mit, genießen gewisse Freiheiten, nach einem kurzen Statement Hubers ist Intro zu Ende und man denkt sich: Das fängt ja gut an!
Murmuration kommt mit einem lockerem Backbeat und gibt Willmann Gelegenheit, seine langen und erzählerischen Melodiebögen zu entwickeln. Bass und Drums haben auf diesem Erstling immer mal wieder Gelegenheit, einige Passagen im wohlgefälligen Duett zu gestalten, und so ist es auch hier.
Trees, Birds, River, Sky ist eine romantische Hommage an die Natur mit schöner Besenabeit, gefolgt vom etwas dunkler koloriertem Last Song, Fabian Willmann wieder mit Asger Nissen im angeregten Duett vor einer abwechslungsreich ausgestalteten Schlagzeugrolle. Die Bläser wechseln vom gefühlvoll gespielten Thema mit lang ausgehaltenen Tönen im Harmoniesatz zu solistischen Exkursionen, eine angenehme Spannung erzeugend.
Druckvoller wird´s dann bei Everything is Something. Eingeleitet mit Verve vom Schlagzeug weisen die beiden Saxofonisten ihre Bop-Affinität vor, während Ballards ganze Klasse und Raffinesse sich in einer erfrischenden Solopassage entlädt. Danach klingt der Titel ruhig aus und endet mit einem Flageolett-Ton Hubers. Einmal warm gespielt kommt Ballard auch in Royal (Komposition: Arne Huber) etwas mehr in den Focus. Vorher aber stellt der Tenorist in ruhigem Vortrag noch einmal seine erzählerischen Stärken unter Beweis.
Der Standard No Moon At All zum guten Schluß, von Willmann zurückhaltend und soft im Ton interpretiert, swingt so lässig wie er nur sein kann und demonstriert noch die Qualitäten Hubers als Solist und Walking-Bass-Spieler.
Wer Argumente sucht, warum Jazz nur akustisch und nicht elektrisch verstärkt seine Berechtigung hat, könnte hier fündig werden. Der Autor gehört ganz gewiss nicht zu diesen Puristen, aber: Dies ist ein akustisches Jazzalbum, welches zum zurückgelehnten Zuhören einlädt, gleichermaßen zurück wie nach vorn schaut, gut reinläuft und magischerweise bei jedem Hören besser wird.
Beachtung verdient auch das neue Schweizer Label CYH Records, die Leute dort haben sich einiges vorgenommen. Das Werk ist als CD (superb gestaltet von Doris Reimann) sowie als Download ab 15. April 22 erhältlich.
Weitere Informationen: www.fabianwillmann.com www.clapyourhands.ch