Stanley Clarke bei der jazzopen 2022
Stanley Clarke, Bass
Jahari Stampley, Piano, Keys
Colin Cook, Gitarre
Emilio Modeste, Saxophon
Jeremiah Collier, Schlagzeug
Stuttgart, 10.7.2022
Einer der begnadetsten zeitgenössischen Bassisten in Stuttgart
Art Blakey, Gil Evans, Stan Getz, Dexter Gordon, Joe Henderson, Al Di Meola, Horace Silver und natürlich Chick Corea. Die Reihe könnte fortgesetzt werden. Das sind nur einige der großen Namen mit denen Stanley Clarke musizierte. Wer in dieser Liga spielt(e), hat eigentlich alles erreicht und könnte im Alter von 72 Jahren getrost die Beine hochlegen. Nicht so Clarke: „Als ich angerufen und gefragt wurde, ob ich beim Jazz Open in Stuttgart spielen will, dachte ich mir, das kann ich nicht auslassen, das Bier schmeckt zu gut!“, eröffnet er seine Show mit Musikern, deren Namen hierzulande noch wenig geläufig sind. Alle Anfang 20 Jahre alt, aber mit einer Klasse gesegnet, für die man weit laufen muss. Aus den ganzen USA hat sich der Veteran diese Perlen um sich geschart, die während des Konzertes mehrfach für offene Münder und tosenden Applaus sorgen.
Gleich zu Beginn setzt der Drummer erste Duftmarken und zelebriert ein paar rhythmische Schmankerln mit dem Meister, der ihn mit einem Slap-Bass unterstützt. Klaviersolo, rockiges Gitarrensolo…Groove at it’s best und Vorstellung seiner jungen Truppe. „I’m Louis Armstrong”, stellt er sich selbst augenzwinkernd vor. Es folgt eine Chick Corea Nummer mit feinen Unisono-Licks, meditative Momente mit gestrichenem Bass in Cello-Lage, ein grandioses Solo auf der akustischen Gitarre und schließlich ein zartes harmonisch interessantes Tenorsax-Solo mit allen Raffinessen gespickt. Ein glänzend aufeinander reagierendes Team, das ein Besucher mit leuchtenden Augen kommentiert: „Wahnsinn – das Konzept stimmt auch. Jung und alt – so soll es sein!“.
Je nach Stück wechselt der Drummer zwischen zwei Drumsets hin und her und lässt einen Billy Cobham, der den ersten Teil des Abends bravourös mitgestaltete (MODERN STANDARDS SUPERGROUP) nicht vermissen. Beim gesamten Vortrag dieser Formation ist Spaßfaktor 10 angesagt, ob das nun Balladen oder zur Sache gehende Rhythmen sind. Ein lächelnder Clarke spielt bei einem minimalistischen Blues einen Kontrabass solo wie man es wohl selten erleben kann. Eine glänzende Intonation, die sich von allem abhebt, was man landläufig bei Basssoli zu hören bekommt. Einfach Weltklasse! Corea-Stücke werden so ausgedehnt, dass man mit geschlossenen Augen die Tastenikone fast schon im Himmel lächeln sieht. „School Days“ ist natürlich gesetzt und Clarke übernimmt mit seinem E-Bass Akkordarbeit in doppeltem Sinne. Was für ein Teppich für Colin Cook, der hier nochmal kraftvoll in seine 6 Saiten greift. Alles in allem: Unbeschreiblich! Man darf sich fragen, was bei diesen jungen Musikern noch weiterentwickelt werden kann? Alles scheint schon da zu sein und mit diesem Bass-Meister zusammen ist das einfach nur HEAVEN ON EARTH!
Bernd Epple
Portraits von Stanley Clarke
Portraits von Emilio Modeste
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