Ida Sand mit Band im Jazzclub Bix Stuttgart 2022
Ida Sand (p, voc)
Staffan Astner (git)
Dan Berglund (b)
Per Lindvall (dr)
Stuttgart, 30.9.2022
Coffehouse-Jazz meets Woodstock
Schweden war wie schon so oft, mal wieder zu Gast im Schwabenland. Diesmal die schwedische Jazz-Soul-Pop-Sängerin Ida Sand im gut gefüllten heimeligen Jazz Club Bix. Die Sängerin, die aus einer sehr musikalischen Familie stammt, begann ihre musikalische Karriere im Alter von 8 Jahren mit Cellospiel und am Klavier. Umwege über das Stockholmer Musikgymnasium und die Musikhochschule Göteborg, führten sie dann irgendwann in die Jazzszene, in die Nachtclubs, Pianobars und Soulclubs der beiden Großstädte, in denen sie während ihres Studiums auftrat. Dort erregte sie irgendwann die Aufmerksamkeit der schwedischen Jazzlegende Nils Landgren, der sie postwendend an das Jazzlabel ACT vermittelte, bei dem sie 2007 ihr Debutalbum vorlegte. Hier kam sie mit der ganzen illustren Schar der schwedischen Jazzmusikern, wie Lars Danielsson oder Jan Lundgren zusammen, von denen sie in den Folgejahren auf Tourneen und im Studio begleitet wurde. Auch ihre drei musikalischen Begleiter an diesem Abend, kann man durchaus der Belle Etage der schwedischen Jazzszene zurechnen. Dan Berglund am Bass, der schon mit verschiedensten Formationen im Bix zu Gast war, mit E.S.T. und zuletzt im Juli bei den Jazz Open mit seiner jetzigen Stammformation Rymden. Am Drumset betätigte sich Per Lindvall, der unter anderem schon für ABBA und A-ha im Studio trommelte. Für den bluesrockigen Aspekt des Abends war Gitarrist Staffan Astner zuständig der unter anderem schon mit Eric Bibb zusammen spielte.
„Can your hear me?“
Ein breit gefächertes Spektrum an Musikrichtungen, das an diesem Abend von Ida Sand zusammengeführt wurde und eine wohltuende Soundmelange für die Zuhörer ergab. Ein Großteil des knapp zweistündigen Konzertes, bestand aus den Titeln des 2021 erschienenen Albums „Can your hear me?“, das sich als souliges Songwriter-Album versteht, nicht zuletzt dadurch, dass alle Songs aus ihrer eigenen Feder stammen. Doch der Abend hat, nicht zuletzt auf Grund ihrer hochkarätigen Mitstreiter, ein weit größeres musikalisches Feld zu bieten. Anfangs genießt Staffan Astner mit seiner Gitarre die größten Freiheiten und seine knackigen, von Rock und Blues getränkten Soli begeistern das Publikum durchaus. Für die jazzigen Momente ist Kontrabassist Dan Berglund zuständig, und wenn dieser mal zum Bogen greift, kann es durchaus mal virtuos und klangtechnisch etwas schräg werden. Doch Sand fängt alle Drei bei ihren solistischen Ausflügen spätestens nach sechzig Sekunden wieder ein und setzt mit ihrer souligen, leicht rauen Stimme die markanten Eckpunkte des Abends. Songs wie „One of these days“ kippen dann gelegentlich wieder ins poppige Songwriting ab, gefällig aber mit wenig Sogwirkung. Unvermutet kommt dann als Rausschmeißer vor der Pause, der Creedence Clearwater Klassiker „Born on the Bayou“ in einer sehr eigenwilligen, aber fetzigen Version daher, bei der es Staffan Astner, wie nicht anders zu erwarten, an seinen sechs Saiten nochmal richtig krachen lässt. Der Zuschauer begreift nun, warum Astner solch ein großes Arsenal an Pedalen vor sich am Boden hat.
Ansprechende Coverversionen
Im zweiten Teil des Abends ließ Ida Sand noch weitere durchaus ansprechende Coverversionen von bekannten Songs folgen. Neben Joni Mitchells „Woodstock“, gab es noch eine wunderbar sanfte Version von Neil Youngs „Harvest moon“. Es gab sie auch – die ruhigen besinnlichen Momente, als Ida Sand allein am Piano in sich versunken mit einer um Nuancen ruhigeren Stimme zwei ihrer Songs präsentierte. Man hätte gerne mehr davon gehört. Aber nichtsdestotrotz, machte das Konzert weiterhin richtig Spaß, besonders die instrumentalistischen Scharmützel zwischen Kontrabass und E-Gitarre. Hierbei zeigte sich die enorme musikalische Variabilität von Berglund und Astner. Die Einflüsse eines unter anderem von Jimi Hendrix geprägtem Gitarrenspiel treffen auf das gekonnte Kontrabassspiel eines Bassvirtuosen wie es Dan Berglund eben ist. Ida Sand hatte durchaus Freude an diesem Zusammenspiel, ließ die Freiheiten zu und quittierte dies desöfteren mit einem dezenten Lächeln. Am Ende des Abends durfte nochmal als Zugabe eine Coverversion herhalten, „The Weight“ von The Band einem Rockklassiker aus den Siebzigern. Überrascht vom großen Zuspruch des Publikums verfiel Eda Sand noch in ihre Muttersprache und gab ein schwedisches Gute-Nacht-Lied zum Besten, welches dann in den endgültig letzten Song des Abends überging, den poppigen Hit „I wish“ von der Lighthouse Family.
Ein wundbares und passendes Ende für einen musikalisch vielfältigen und niveauvollen Konzertabend.
Harald Kümmel
Portraits von Ida Sand
Portraits von Dan Berglund