Markus Harm Group im Deufringer Schlosskeller 2024

Markus Harm Group im Deufringer Schlosskeller 2024
Andreas Feith, Martin Gjakonovski, Markus Harm, Guido May

Markus Harm – altosax, sopranosax
Andreas Feith – piano
Martin Gjakonovski – bass
Guido May – drums

Deufringen, 30. 11. 2024

Harm-los ist anders

Die Markus Harm Group jazzt das Herbstprogramm des Jazzforum Aidlingen

Typisch Jazzforum Aidlingen – Vereinsvorstand Martin Wernado und seine Crew warfen die Angel aus und zogen mal wieder einen dicken Fisch an Land. So geschehen am letzten Novembertag 2024. Das erste Adventslichtlein, schon in sichtbarer Nähe, explodierte bereits am Vorabend zum Feuerwerk.

Markus Harm Group im Deufringer Schlosskeller 2024
Martin Gjakonovski, Markus Harm, Guido May

Markus Harm zählt zu den führenden Saxophonisten seiner Generation und der Stuttgarter Senkrechtstarter ist mit seinen 37 Lenzen bereits auf über 50 Tonträgern zu hören. „Unangestrengter und ungekünstelter Jazz ist dargeboten, dem Harm mit seinem warmen und melodiösen Spiel eine samtige Textur verleiht – der neue Star am Jazz-Himmel“ – so beschreiben die Nürnberger Nachrichten den Ausnahmemusiker. Bei so vielen Vorschusslorbeeren durfte man auf den Aidlinger Abend gespannt sein.

Markus Harm Group im Deufringer Schlosskeller 2024
Andreas Feith

Drei kongeniale Begleiter

Mitgebracht hatte Harm drei kongeniale Begleiter: Pianist Andreas Veith, Bassist Martin Gjakonovski und Drummer Guido May, der Vladimir Kostadinovic ersetze, welcher auf der aktuellen CD „Out In Space“ zu hören ist. May entpuppte sich jedoch als alles andere, nur nicht als Ersatz. Geht es überhaupt noch besser? Diese Frage stellte sich am Ende wohl niemand mehr. Die ekstatisch vorgetragene Nummer „For McCoy“, McCoy Tyner gewidmet, lieferte zum Abschluss die Antwort: Drums at it’s best! Doch der Reihe nach. „Don’t Scrumble, Mr. Humble“, das letzten Stück des brandaktuellen Albums bildete den kraftvollen Auftakt des Abends, bevor Harm bei „Ringelpulli“ vom Alt-Sax zum Soprano wechselte. Auch hier eine Hommage an eine Jazz-Ikone. Pat Methenys optisches Markenzeichen war und ist der Ringelpulli; musikalisch gelang diesem ein eigenständiger soundbetonter Ensembleklang, der leichtfüßig Bebop, Harmolodic und Hardbop miteinander verbindet.

Markus Harm Group im Deufringer Schlosskeller 2024
Martin Gjakonovski, Markus Harm

Auf dieser Welle versteht es auch diese Formation hervorragend zu schwimmen: Einem leichtfingrig-kreativ akkordverbindenden Pianosolo erster Sahne folgte ein intensiv phrasiertes, durch die Harmonien jagendes Sopransaxophon. Spaß und Spielfreude der Band erreichten die rund 50 Jazzfans im Deufringer Schlosskeller im Handumdrehen. Die Musiker atmeten „Jazz pur“ durch jede Pore ihres Seins. Das kam an! Von atemlos treibend bis lyrisch weich wurde ein breiter Strauß an Energien aufgefächert. Pianist Feith schien nahezu in seinen Flügel hineinkriechen zu wollen, weil an den Tasten nahezu alle Möglichkeiten ausgeschöpft zu sein schienen. Dass er dabei eine Saite ruiniert hatte, tat ihm leid. Jedoch konnte er diesen Umstand, Profi genug, mit Witz und Können bravourös kompensieren.

Markus Harm Group im Deufringer Schlosskeller 2024
Guido May

Eine brillant eingespielte Truppe um den Jazz-Saxophon Professor der Wiener Musikhochschule ließ keine Wünsche offen. Einzelne hervorzuheben würde den Spielkameraden nicht gerecht. Bis auf eine Komposition Feiths stammte das gesamte Programm aus Harms‘ Feder. Neben der jederzeit spürbaren musikalischen Geschlossenheit sind zahlreiche solistische Höhenflüge aller Protagonisten hervorzuheben.

Überzeugend an seiner Musik ist die Vielfalt der stilistischen Kniffe, mit denen er jedem Stück seine unverwechselbare Eigenart zwischen balladesker Weichheit und der Rasanz von Hardbop-Stücken verleiht.“, schrieb das Jazzpodium 2023. Dem ist nichts hinzuzufügen.

Bernd Epple

Portraits von Markus Harm

Portraits von Andreas Feith

Portraits von Martin Gjakonovski