Joachim Staudt – „Quest“
Joachim Staudt – sein neues Album „Quest“
Mystische Suche nach Erkenntnis und Sinn
Der Tübinger Saxophonist und ehemalige AEG-Schüler Joachim Staudt beschreitet mit seiner CD „Quest“ neue musikalische Wege
Der Tübinger Saxophonist Joachim Staudt, ein ehemaliger Schüler des Böblinger Albert-Einstein-Gymnasiums, setzt mit seiner neuen CD „Quest“ musikalisch spannende Akzente in puncto Klangmalereien. Dies ist nunmehr der 28. Tonträger, auf dem der rührige Klangkünstler zu hören ist. Über seine letzte Eigenproduktion „Seven Wishes“ hat das renommierte Jazzmagazin „Jazzpodium“ bereits geschrieben: „Ein Album für die Seele. Joachim Staudt liefert mit „Seven Wishes” den perfekten Soundtrack für den Stressabbau”. Ein Statement, das durchaus auch für „Quest“ zutrifft.
Dennoch unterscheiden sich die beiden Alben insofern, dass Staudt nun mit einem Quartett zu Werke geht, wogegen er auf der vorangegangenen CD (2017) mit Ausnahme einiger Bassbegleitungen von Florian Dohrmann alles selbst gemacht hat.
Von Saxophon über Querflöte, Fender Rhodes, Percussion und Programming trug die Produktion ausschließlich seine Handschrift. Auf seinen langjährigen Partner Dohrmann (unter anderem bei „Blank Page„) wollte er auch diesmal nicht verzichten; sein innovatives Kontrabass-Spiel hüllt die „mystische Suche“ (Staudt), wie ein wärmender Mantel, musikalisch „in das große Abenteuer des Lebens„. Mit Anselm Krisch am Fender Rhodes-Piano und Lars Binder am Schlagzeug haben sich zwei Musiker hinzugesellt, die wohl genau spüren, wie Staudt tickt. Bis ins Detail runden sie die Klangreise zum „Hörerlebnis aus einem Guss“ ab.
Alle zehn Titel stammen aus der Feder Staudts und führen durch Phantasie- und Realwelten im Innen und Außen. Im Vordergrund steht eindeutig Staudts einzigartiger und gefühlvoll singender Altsaxophon-Sound, der an vielen Stellen zum Träumen verführt, aber bisweilen auch mit groovenden Phrasierungen besticht.
Die Musik dieses Albums lebt von der Vielfalt subtiler Einflüsse aus verschiedensten Genres. Mal sind es Anleihen bei Filmmusik, mal westafrikanische oder von Funk inspirierte Grooves, mal orientalische oder impressionistische Klangfarben. „Nightwalker“ sei als Beispiel für den Abwechslungsreichtum dieser Formation herausgegriffen. Mehrere Stile von Blues bis Samba fließen hier ohne Bruch nahtlos ineinander. Nichts wirkt aufdringlich; es könnte wirklich der Nachtspaziergang nach einem erlebnisreichen Abend sein. „Pyramids“ erinnert ein wenig an Klaus Doldinger‘s Album „Passport to Marocco„. Man sieht die Kamele förmlich durch die Sahara wanken. Orientalische Rhythmus-Patterns und die arabisch anmutenden Skalen von Bassklarinette und Kontrabass nehmen einen in diese „Tausendundeine Nacht„-Welt mit. Zum Entspannen und Zuhören.
Sowie bei „Blue Jungle“ die Klasse von Drummer Binder aufblitzt, zeigt Krisch besonders mit seinen perlenden Akkorden bei „Distant Lights“ oder den markanten Offbeat-Akkorden bei „Once Upon A Time„, warum Staudt auf ihn gesetzt hat. „Road Trip“ besticht durch Dynamik, Tempiwechsel,
Unisono-Breaks und schöne Klangkaskaden Krischs. Saxophon und Bass unterstreichen kreativ den Bogen zwischen tragenden Elementen und rhythmischer Dichte. Ob „The Joker„, die letzte Nummer des Albums wirklich ein solcher ist, bleibt dem Geschmack des Hörers überlassen. Der funky Groove, die knarzend impulsive Bassklarinette, das kurzfristig ausbrechende Piano und ein knackiges Basssolo könnten Indiz dafür sein.
Staudt hat mit diesem Album wieder einmal den Beweis angetreten, dass er ein Klangkünstler erster Güte ist. Stimmungsvoll und kontrastreich öffnet er ein Fenster in seine (Klang-)Welt, deren Wurzeln tief im Jazz zu verorten sind. Das Besondere und Schöne an dieser Musik ist, dass sie sowohl zum Zurücklehnen und Entspannen wie auch zum genauen Zuhören geeignet ist.
„Quest“ gibt es digital bei allen gängigen Anbietern sowie auch als Tonträger bei www.joachimstaudt.com zum Bestellen.
Bernd Epple
Unser Konzertbericht: Joachim Staudt 4tet im Club Voltaire Tübingen 2020