Al Di Meola bei der jazzopen Stuttgart 2024

Al Di Meola, guitar
Philippe Saisse, keys
Mike Pope, bass
Luis Alicea, drums
Gumbi Ortiz, perc

Stuttgart, 21.7.2024

Der Gitarren-Zampano elektrisiert Instrumente und Publikum

Al Di Meola setzt immer noch Maßstäbe für Speedguitar Playing und ist auch mit seiner Geburtstagsfeier ein (Vor)Schneller

This is the last day of my Sixties – holy shit!” eröffnet er das Konzert am 21. Juli bei den 30. jazzopen in Stuttgart. Und in der Tat groovt er hernach mit fünfköpfiger Band seinem 70er entgegen, den er nach rund zwei Stunden Gitarrenakrobatik mit Band, Frau, kleiner Tochter und seinem Publikum einläuten darf. Perkussionist Gumbi Ortiz stimmt mit allen ein Happy Birthday an, auch wenn das, genau genommen, eine Stunde zu früh kommt. Doch die hervorragende Stimmung lässt keinen Raum für Prinzipienreiterei.

Der Meister wirkte zuvor wahrlich nicht wie ein Siebziger, der sich bald aufs Altenteil begibt. Er spielt jagende Gitarrenlicks wie eh und je und hat eine kongeniale Band an seiner Seite, die mit seinem Spieltempo Schritt halten kann. Er liefert sich Duelle mit mit Mike Pope am 6-saitigen E-Bass oder Unisono-Phrasen mit Keyboarder Philippe Saisse und kann sich auf kraftvoll unterstützendes Schlagwerk von Drummer Luis Alicea und Perkussionist Gumbi Ortiz verlassen. Letztere werfen auch mal ein Percussion Duett ein, zu dem sich Di Meola mit Drumsticks und Bongos dazugesellt. Punktgenaue rasante Breaks verleihen dem Bühnengeschehen noch eine besondere Würze.

Sein eigener Stil

Di Meola bedient sich, passend zu seinem Siebziger, zahlreicher Elemente seiner ersten Soloalben aus den späten Siebziger Jahren: Land of the Midnight Sun, Elegant Gypsy und Casino. Mit diesen trat er auch erstmalig aus dem Schatten von Chick Coreas Return to Forever – Band, der er sich bereits 1973 im Alter von 19 Jahren anschloss. Er entwickelte mehr und mehr seinen eigenen Stil und machte auch unplugged, bzw. akustisch mit zwei weiteren Gitarren Cracks auf seine Vielseitigkeit aufmerksam: John McLaughlin und Paco de Lucia. Das Livealbum Friday Night in San Francisco aus deren Zusammenarbeit wurde millionenfach verkauft.

Beim Stuttgarter Konzert ist jedoch der elektrische Gitarrero am Werk, was ihm einen lautstark spontanen Zuruf aus dem Publikum beschert: „You are rhe best!“, der von Di Meola mit einem Lächeln und zwei erhobenen Zeigefingern quittiert wird. Am Ende bekommen die zahlreichen Besucher was sie wollen: Das Erlebnis eine Gitarrenlegende live erleben zu dürfen. Enttäuscht dürfte niemand gewesen sein – ganz im Gegenteil! Nach nur einer Zugabe musste sich die Band aufgrund des städtischen Nach(t)spielverbotes verabschieden. Sein Versprechen, dass er dafür im nächsten Jahr wiederkommet versöhnt und erntet jubelnden Applaus.

Bernd Epple

Portraits von Al Di Meola