Anke Helfrich Trio im Jazz im Klösterle Weil der Stadt 2025

Anke Helfrich (p)
Dietmar Fuhr (b)
Jens Düppe (dr)
Weil der Stadt, 8.3.2025
Weltfrauentag mit einer Frau von Welt
Die „Jazz im Klösterle“ -Macher aus der schwäbischen Kleinstadt Weil der Stadt, hätten wohl kaum eine bessere Wahl treffen können, als am 8. März die Piano-Virtuosin Anke Helfrich anlässlich des Weltfrauentages einzuladen.
Mit ihrer CD „We’ll Rise“ hat sie 2023 eine Hommage an die weibliche Schaffenskraft geschaffen. Als Veranstalterin Elisabeth Engesser das Anke Helfrich Trio beim Landesjazzfestival 2024 in Tübingen erlebt hatte, war umgehend klar, dass diese Power-Frau zum Weltfrauentag-Konzert ins Klösterle eingeladen werden sollte. Wer, wie der Schreiber dieser Zeilen, beim Landesjazzfestival ebenfalls in den Genuss dieser Formation kam, musste zwangsläufig zum Wiederholungstäter werden.

Im Bericht über das Konzert des Anke Helfrich Trios vom 19. Mai 2024 fast alles gesagt. was die Qualität dieser Formation anbelangt; ergänzend lässt sich aber Folgendes festhalten:
Mitnichten fand am 8. März im altehrwürdigen Klösterle ein Konzert ausschließlich für Frauen statt. Das Publikum war bunt gemischt und auf der Bühne überwogen sogar die Männer! Zwar gaben vernachlässigte Würdigung für herausragende Leistungen von Frauen den Impuls, dies kompositorisch nachzuholen, doch im Mittelpunkt stand eben doch der musikalische Vortrag. Der war, wie schon in Tübingen, wieder einmal vom Feinsten. Nahezu alle Titel der CD fanden Platz im gut zweistündigen Konzert und darüber hinaus noch weitere Stücke wie „Sehnsucht“ oder „Durch dick und dünn“, allesamt aus Ankes Feder.

Sympathisch und informativ wurden alle Titel von der Pianistin anmoderiert, sodass man sich tief in die Klangbäder hineinfallen lassen konnte. Selten, dass sich ein Groove einfach so durchzog. Eher waren da Gemälde zu hören, die etwas ungeheuer Lebendiges hatten. Bei jeder Note war zu spüren, auf welch hohem musikalischen Level sich die Drei begegneten. Blickkontakte generierten eine musikalisch-nonverbale Kommunikation und erzeugten die richtigen Impulse an der richtigen Stelle. „What Jazz means to me“ von Saxophonist David Liebman beschreibt unter anderem dieses Gefühl sehr schön. Die 2017 mit dem Hessischen Jazzpreis ausgezeichnete Tastenmeisterin darf sich zweier kongenialer Spielkameraden erfreuen.

Bassist Dietmar Fuhr zupft und streicht seinen Kontrabass singend, zupackend und äußerst innovativ mit auffallend sauberer Intonation. Seine Qualitäten durfte er vor allem bei „Time will tell“ (Pianistin Geri Allen gewidmet) und „Sehnsucht“ ausspielen. Der einfühlsame Jens Düppe am kleinen, aber feinen Drumset bewies ein ausgeprägtes Gespür für Dynamik und überraschende Akzente. Bei „‘Cos I‘m free“ (Sprinterin Cathy Freeman gewidmet) zauberte er ein extraordinäres und frenetisch umjubeltes Solo aus seiner Trommelkiste. Wie grazil, filigran und leichtfingrig es Anke versteht über die Tasten zu schweben oder einen kraftvollen Schub mit Klangkaskaden garniert, loszubrechen, kam besonders bei „La Oscura“ (Malerin Frida Kahlo gewidmet) oder „Secret of Photo 51“ (Chemikerin Rosalind Franklin gewidmet) zur Geltung.
Zweifelsohne atmete dieses Trio zauberhaftes Aufeinandereingehen, formidable Spielkunst und Freude am Gesamtwerk! Auch zu vorgerückter Stunde ließ es sich das Publikum nicht nehmen, eine Zugabe einzufordern. Dem kam das spielfreudige Trio an einem langen Abend mit Vergnügen nach.
Text und Fotos: Bernd Epple
Portraits von Anke Helfrich
Portraits von Dietmar Fuhr
Portraits von Jens Düppe