Gastbeitrag

AUSTRIAN SYNDICATE im Pavillon Sindelfingen 2025

AUSTRIAN SYNDICATE im Pavillon Sindelfingen 2025
AUSTRIAN SYNDICATE im Pavillon Sindelfingen 2025

David Helbock – Rhodes, Synthesizer, Effects
Peter Madsen – Piano
Raphael Preuschl – Bass
Herbert Pirker – Drums
Claudio Spieler – Percussion

Sindelfingen, 15.3.2025

Weltklasse-Jazz zum Auftakt der 11. Sindelfinger Jazztage

David Helbock und sein Austrian Syndicate katapultieren den IG Kultur-Pavillon mit grenzenlos-weltbummelndem Fusion Jazz in galaktische Sphären und ernten stürmischen Applaus

Eines muss man den IG Kulturmachern lassen: Was sie anpacken hat Hand und Fuß. Die Jazz-Scouts des Vereins recherchieren gründlich was die Szene so zu bieten hat. Als Mitarbeiter Pit Bäuerle David Helbock mit dessen Austrian Syndicate im vergangenen Jahr in Braunschweig erlebte, war umgehend klar: Die müssen wir bei den nächsten Jazztagen haben! Also eröffnen die fünf Musiker schließlich die 11. Jazztage und machen mit der ersten Note klar, weshalb Bäuerle den richtigen Riecher hatte. Bedauerlicherweise gönnen sich lediglich 50 Besucher das Vergnügen, was wohl dem Umstand geschuldet ist, dass die Formation erst seit zweieinhalb Jahren existiert und in der Region noch weitgehendst unbekannt ist.

AUSTRIAN SYNDICATE im Pavillon Sindelfingen 2025
AUSTRIAN SYNDICATE im Pavillon Sindelfingen 2025

Dabei tourte der preisgekrönte Pianist und Keyboarder David Helbock, wie auch sein Bandpartner Peter Madsen bereits durch die ganze Welt und spielte Jazzfestivals auf allen Kontinenten. Der US-amerikanische Pianistenkollege Peter Madsen war zum Beispiel 1987 mit Saxofon-Ikone Stan Getz in den USA und in Europa unterwegs, hat bereits über 120 Alben veröffentlicht und mehr als 500 Kompositionen geschrieben. Das sagt bereits viel über die Qualität der Strippenzieher dieser Formation aus. Wenn dann noch Raphael Preuschl am 5-saitigen E-Bass, Schlagzeuger Herbert Pirker und Perkussionist Claudio Spieler das nahezu österreichische Quintett ergänzen, ist Groove vom Feinsten angesagt. Und der steht am Samstagabend umgehend im Raum.

AUSTRIAN SYNDICATE im Pavillon Sindelfingen 2025
AUSTRIAN SYNDICATE im Pavillon Sindelfingen 2025

Money in the Pocket

Mit Joe Zawinuls „Money in the Pocket“ kreieren die Vollblutmusiker kraftvolle Unisono-Phrasen, blitzsaubere Breaks, Tempiwechsel und eine bestechende Rhythmik. Die Synthie- und Keyboardsounds kommen gleich von fünf verschiedenen Instrumenten, die Helbrock um sich herum geschart hat. Zawinul (1932-2007), ebenfalls Österreicher, war wohl einer der einflussreichsten Jazzer des 20 Jahrhunderts (Weather Report) und Pionier elektronischer Instrumente im Jazz. Er hätte wohl seine helle Freude am Auftritt Helbocks und seiner Kollegen gehabt. Helbocks Herzensangelegenheit ist eben auch, Zawinuls Ideen weiterzuführen, mit stilistischer und weltmusikalischer Neuausrichtung.

AUSTRIAN SYNDICATE im Pavillon Sindelfingen 2025
AUSTRIAN SYNDICATE im Pavillon Sindelfingen 2025

Neben Latin- und Funkelementen bekommen, dank Claudio Spieler, auch Elemente aus der indischen Musik ihren Platz. Der perkussive Tausendsassa traf vor rund 25 Jahren auf einem Percussion-Camp den südindischen Trommelmeister Selvaganesh Vinayakram, der ihn seit rund zehn Jahren auch unterrichtet. So verblüfft er beim „Grondbira Dance“ mit der indischen Trommelsprache „Takadimi“ und kombiniert selbige auch an anderer Stelle mit der indischen Kanjira-Rahmentrommel. Die schnellgesprochenen Silben und die rasanten Fingerfertigkeiten mit denen er unglaubliche Trommelsounds produziert, lösen beim Publikum stürmischen Szenenapplaus aus. „We Need Some Help Down Here“ ist Raphael Preuschl auf den Leib, oder besser auf die Finger, geschrieben. Ein gitarrengleich gezupftes Intro schafft bereits Atmosphäre. Die folgende, unter die Haut gehende sphärische Ethno-Ballade führt geradezu durch die Weiten der Galaxie.

AUSTRIAN SYNDICATE im Pavillon Sindelfingen 2025
AUSTRIAN SYNDICATE im Pavillon Sindelfingen 2025

Die fünf Herren haben sich jedoch vorwiegend dem Groove verschrieben, der sich in allen Facetten zeigt. Klangdichte und -kreativität lassen zudem keine Wünsche offen. Die Stücke sind minutiös durcharrangiert und bisweilen wähnt man sich fast, wie zum Beispiel bei „Adventure“, in einem Frank Zappa-Konzert der 70er Jahre. „Der zweitbeste österreichische Komponist nach Joe Zawinul“ laut Helbock, gibt sich schließlich am Schluss noch die Ehre. Mozarts „Komm lieber Mai“ kommt im Karibik-Gewand daher und offenbart nochmals den Humor der Österreicher, die ohne Zugabe natürlich keinen Feierabend machen dürfen.

Fotos und Bericht Bernd Epple

Portraits von David Helbock

Portraits von Herbert Pirker