Ben Williams and Sound Effect
Sudhaus Tübingen am 30.11.2019
Ben Williams, bass
Marcus Strickland, sax
Julius Rodriguez, keyboards
David Rosenthal, guitar
Justin Brown, drums
Ben Williams Sound Effect: laut und gut
Bassisten mögen ja schon seit längerem der Rolle des reinen Rhythmusknechts entwachsen sein. Doch wirklich ins Rampenlicht schaffen es immer noch nur absolute Ausnahmetalente – und Ben Williams gehört dazu. Er hat sich sowohl als Sideman in der Band von Pat Metheny, als auch als Bandleader in die oberste Riege des internationalen Jazz katapultiert. Der aus Washington, D.C. stammende Musiker war übrigens auch Bassist der Begleitband beim Konzert „Sing The Truth“, der Hommage an Nina Simone, auf den Jazz Open in Stuttgart diesen Sommer.
Ben Williams‘ Kompositionen, die auf seinen beiden CDs zu hören sind, haben das Zeug, eines Tages den Katalog der Jazzstandards zu bereichern, sagen zumindest diverse Jazzgurus. An diesem Abend in Tübingen jedoch, spielt er eigene Rock-Song-Bearbeitungen von Radiohead bis Bob Dylan. Besonders gelungen ist seine Improvisation des Beatles Titels „Come together“, das er im Duo mit dem Drummer sehr eigenwillig, aber überzeugend interpretiert. Der Höhepunkt des Konzerts ist allerdings seine Version des Stückes „Smells like Teen Spirit“ der Grunge-Supergroup Nirvana — als Bass-Solo!
Williams ist ein versierter Bassspieler, er beherrscht diverse Spielarten, manchmal forsch swingend, dann wieder Elemente aus R & B, Hip Hop einstreuend. Er ist virtuos und dennoch volltöned! Ben Williams ist auch auf Mission, mehrfach hält er flammende Reden gegen die Rassentrennung und die Unterdrückung der schwarzen Bevölkerung in den USA und improvisiert – auch gesanglich- über die von einer Soundquelle eingespielten Rede von Martin Luther King’s „I have a dream“.
Aus der Band, die beim Konzert von „Jazz im Prinz Karl“ im Sudhaus auftritt, ragt der bekannte Saxofonist Marcus Strickland heraus, der auch mit der beeindruckend- großen Bassklarinette überzeugt. Er und Williams sind Dreh und Angelpunkte der Band „Sound Effect“, die erst kurz vor der Tour ihr endgültiges Line up erfuhr.
Jazz-Schlagzeuger Justin Brown spielt fast wie ein Rock-Drummer, Keyboarder Julius Rodriguez überrascht mit brillanten Solis. Von David Rosenthal, dem jungen Gitarristen aus NYC, hört man leider nicht viel, der Sound ist schlecht abgemischt! Der Drummer übertönt vor allem die Gitarre und das Keyboard, was leider den Konzertgenuss effektiv schmälert.
Helmut Hugo Burkhardt
Unser Konzertbericht: Ben Williams bei der jazzopen stuttgart 2019 im Altes Schloss Stuttgart
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Portraits von Marcus Strickland