Beyond Borders beim Landesjazzfestival Tübingen 2024
Fadhel Boubaker – Oud & Vocals
Niko Seibold – Saxophon & Vocals
Jonathan Sell – E-Bass
Dominik Fürstberger – Drums
Tübingen, 15. Mai 2024
Beatles Go Egypt
In dampfiger Atmosphäre im ausverkauften Club Voltaire wartete man gespannt auf den Auftritt dieser besonderen Gruppe – besonders wegen ihrer Besetzung mit dem Oud Spieler und Sänger Fadhel Boubaker, der eine spezielle Farbe im Klang der Band erwarten ließ. Ein lyrisch improvisiertes Intro des Bassisten Johnathan Sell mündete in And I Love Her von den Beatles, einer gelungenen eigenständigen Bearbeitung des Saxophonisten und Sängers Nico Seibold. Sowohl die rhythmische Neustrukturierung und Harmonisierung als auch der innige Gesang mit klarer wohlklingender Stimme des Bandleaders ließen aufhorchen.
Die Gruppe konzertiert seit 2011 in nahezu gleicher Besetzung und hat sich zum Ziel gesetzt, Musik aus dem Orient und Okzident zusammen zu bringen. Instrumentalstücke und Lieder aus Tunesien und Syrien finden genauso den Weg ins Programm wie Songs der Beatles und jazzig gängige Themen. Und über allem immer wieder standen die engagierten Improvisationen aller Bandmitglieder. Tatsächlich brachte die Oud und der Gesang von F. Boubaker durch die teilweisen Verläufe in Vierteltönen, die auch der Bass produzieren konnte, besondere Momente in den Abend und man war sofort in Gedanken in einer Wüstenoase… Auch Michelle und weitere Beatles Songs bekamen auch dadurch ein neues Gesicht.
Beatles Songs mit neuen Gesicht
Dominik Fürstenberger brillierte mit intuitivem und differenzierten Spiel am Schlagzeug und war das Bindeglied zwischen den Musikern. Unterstützend, vorantreibend mit Komplementär- oder Gegenrhythmen und einer großen Ausdruckspalette fand er immer den passenden Raum für neue Inspirationen. Im stimmungsvollen Duo Five/Seven mit F. Boubaker spielte er nur auf einem Tamburine.
Insgesamt – ein gelungener Abend mit tollen Bearbeitung von Beatles Songs, aber auch da besonders eindrucksvoll, wenn die Volks/Kunstmusik des arabischen Kulturraums in einfacher Unisono Spielweise erklang – eine westliche Harmonisierung durch Bass und Saxophon erscheint eher irritierend, als eine neue Qualität.
Michael Reidick
Konzertprogramm des Landesjazzfestival Tübingen