Bruce Katz Band im d.a.i. Tübingen 2024
Bruce Katz (org)
Aaron Liebermann (git)
Liviu Pop (drums)
Tübingen, 18.10.2024
Der Blues ist der Kern
Ein bisschen geschafft, aber vor allem zufrieden wirkt er, nach dem Konzert, und während die bluesseligen Besucher*innen vollends austrinken und sich mit ihren signierten CD’s in der Hand langsam Richtung Ausgang bewegen lobt Bruce Katz Tübingen und das Publikum:
„Mir hats richtig gut gefallen…Uni – Städte sind oft die besten Städte! Die Leute heute, die waren von Anfang an, von der ersten Note an so aufmerksam. Das fühlt sich so gut an! … Wenn ein Publikum so offen ist, dann spielen wir auch am besten!“
Voller, runder und saftiger Bluesrock.
Und sie waren tatsächlich sofort und voll da, Bruce Katz und seine Band, im eng bestuhlten und voll besetzten Saal des Deutsch – amerikanischen Instituts. Es roch nach Blues, und dabei spielt es keine Rolle, dass die beiden ersten Stücke eine Art ‘Floating – Soundcheck – Warm-up’ – Runde war und sich die Band erst so Stück um Stück einpegelte und ausbalancierte. Die Gitarre von Aaron Liebermann klang noch ein bisschen spitz und eckig, Piano und Orgel waren zu leise, Schlagzeuger Liviu Pop spielte unverstärkt, herzhaft und beherzt. Spätestens beim dritten Stück stimmt auch der Sound, die Musik sowieso. Voller, runder und saftiger, Bluesrock. ‘Klassische’ Pianoriffs und – Phrasen, eine treibende, scharfe, oder eine blubbernde dann wieder fauchende und in jeden Fall verführerische Orgel. Dazu Gitarrenläufe oder rhythmisch dagegengesetzte Akkorde. Keyboard und Gitarre teilen sich die vocals, und in der Mitte der Bühne eine solide und variationsreiche Basis am Schlagzeug. Die Grundstimmung für alles, was sie spielen – für Bruce Katz ist das klar:
„Das Konzept ist, dass alles, was wir spielen im Kern Blues ist. Blues ist für mich da sehr weit gefasst – solange dieses feeling da ist. Auch wenn wir was kompliziertes oder sogar Avantgardistisches spielen, am Ende landen wir immer beim Blues. Das ist immer so eine Art Mission gewesen, Musik mit diesem emotionalen Gehalt spielen. Blues, der geht in ganz verschiedene Richtungen…“
Ein Song der Allman Brothers Band
Etwa nach einem Drittel des Konzerts legte Bruce Katz noch mal eine Schippe drauf und brachte seinen Bluestrain so richtig ins Rollen. Das war nachdem ein Song der Allman Brothers Band angesagt wurde. Erfreutes Raunen im Publikum und als mit ‘In the memory of Elisabeth Reed’, ein wahrere Klassiker, erklang, seliges Schwelgen im Publikum und ausgedehnte Soloausflüge der Musiker in die Sphären, in denen den ‘Allmans’ selbst Jazzpuristen vor diesen Meistern fließender Improvisation Anerkennung zollten. Jetzt an diesem Abend im dai, im Rahmen der Tübinger Jazz- und Klassiktage, flossen die Songs, der Blues, der Jazz, der Rock ganz einfach die Musik. Und Bruce Katz bekam später Backstage immer noch so ein Art Leuchten in den Augen, als von den sechs Jahre erzählte, in denen er tatsächlich mit Gregg Allman Band auf dessen letzter Tour unterwegs war…
„das war schon eine ganz besondere Band, ich habe die Allman Brothers Band geliebt, hab sie gehört, als ich 17 war. Und dann hab ich mit diesen Leuten gespielt…. aufregend und verrückt!“
Energie scheinbar ohne Ende
Energie scheinbar ohne Ende, Rotes Hemd mit ‘southern style´ Ornamenten, dunkle lange Haare, Röhrenjeans, zurück auf die Bühne in Tübingen: Bruce Katz driftet mit seiner Band kreuz und quer durch amerikanische Landschaften und alle Spielarten des Blues. Der langjährige Berklee – College Dozent hat natürlich in Bosten gelebt, ist zwar geografisch in New York zuhause, in Brooklyn aufgewachsen. Wenn er richtig drin ist, ob in seinen Pianosolo – Ausflügen, in seiner funkigen Orgel oder mit seiner die Band, dann ist tief empfundener Blues. Ganz gleich, ob da Memphis, Ragtime oder Gospel anklingt, und klar wird auch, wo die emotionale und eigentliche Heimat von Bruce Katz ist….
„Ich bin in New York, in Brooklyn aufgewachsen, habe in Boston gelebt, aber meine Liebe war immer die southern music…in Mississippi, New Orleans….“
Und Blues an diesem Oktoberabend in Tübingen heißt, nach unserer schönen Begegnung und dem wirklich netten Gespräch über Blues und die Allman Brothers schnappt sich Bruce Katz noch ein Catering – Brötchen und geht wieder hoch auf die Bühne, Kabel zusammenrollen, Keyboards und Anlage abbauen.
Tom Hagenauer