Camille Bertault im Jazzclub Bix Stuttgart 2025
Camille Bertault (voc)
Julien Alour (trp, flh)
Fady Farah (p)
Sylvain Romano (b)
Philippe Maniez (dr, perc)
Stuttgart, 6.2.2025
Sneaker, Hut und Vocal Art – Camille Bertault
Mit Sneakers, Hut und umwerfender Bühnenpräsenz tanzt Camille Bertault auf der warm-gold strahlenden BIX-Bühne im Herzen Stuttgarts. Ja, richtig gelesen, sie tanzt. Und feiert den Jazz, ihre eigenen Kreationen, geformt aus ihren Erfahrungen, Gedanken und ihrer musikalischen Leidenschaft. Sie rappt im Groove des Schlagzeugs, gespielt von Philippe Maniez, und schafft Klangwelten durch ihre präzise, emotionale und virtuose Vocal-Art.
Am 6. Februar 2025 verwandelte die französische Sängerin Camille Bertault den Jazzclub BIX in Stuttgart in eine Bühne für ihr neuestes Werk „Bonjour mon amour“. Das Konzert versprach Erwartungen, die spürbar im Raum lagen, als Bertault die Bühne betrat. Begleitet wurde sie von einer exzellenten Band: Julien Alour an Trompete und Flügelhorn, Fady Farah am Klavier, Sylvain Romano am Bass und Philippe Maniez an den Percussions.
Bereits im Vorjahr trat Bertault in ähnlicher Besetzung auf, diesmal jedoch mit Julien Alour an Trompete und Flügelhorn. Auch mit ihm sang sie im Duo, scattete mühelos und synchron zu den sanften, schnellen Läufen der Trompete. Diese talentierten Musiker, mit denen Bertault seit Jahren zusammenarbeitet, schufen gemeinsam eine facettenreiche Klanglandschaft. Die Percussions bildeten das Herzstück des Projekts und verbanden Gesang, Jazzimprovisation, Theater, Poesie, Slam und Rap zu einem harmonischen Ganzen.
Ihre Kunst in der Vocal-Art
Ja, Rap! Camille Bertault kündigte ihren Song „Bizarre“ an, indem sie erklärte, dass sie unbedingt einmal rappen wollte und sich daher selbst einen Rap schrieb. Ein anderer Song sei gewidmet ihrem verstorbenen Vogel Dodo. Besonders eindrucksvoll wurde dies, als sie Vogelgezwitscher imitierte, begleitet vom treibenden Beat des Schlagzeugs. Ihre Kunst in der Vocal-Art zeigte sich im gesamten Konzert, etwa als sie aufgrund des fehlenden Saxophons in der Band kurzerhand diesen Part übernahm und gemeinsam mit Julien Alour einen beeindruckenden Scat zu einer von Alour komponierten Ballade zum Besten gab.
Bertaults stimmliche Klangfarben und Stile sind so facettenreich wie die Themen, über die sie schreibt. In „Voir la mer“ beschreibt sie die Zeit, die sie während des Schulunterrichts auf der Toilette verbrachte, träumend vom Meer und wartend, es endlich zu sehen.
Ein anderer Song, inspiriert von ihrer Zeit in Peru, trägt den Titel „Je suis un arbre”. Hier vertonte sie das Leben in einem südamerikanischen Baum – mit Affengeschrei, Vogelrufen – pure Poesie. Der letzte Song des Abends, „Nouvelle York“, begann mit einem typischen Geräusch New Yorks: einer Sirene eines amerikanischen Polizeiwagens, die Bertault mit ihrer Stimme imitierte und in Musik verwandelte. Eine Klanglandschaft, die sie bei ihrem letzten Besuch in dieser lauten Stadt tief beeindruckt hat.
Camille Bertault bewies an diesem Abend eindrucksvoll, dass sie eine der innovativsten Stimmen des zeitgenössischen Jazz ist. Ihr Auftritt war eine mitreißende Reise durch Klang, Emotion und Kreativität – ein unvergessliches Erlebnis für alle, die das Glück hatten, dabei zu sein.
Pauline Ruhe
Portraits von Camille Bertault