Charles Lloyd Quartet

Charles Lloyd Quartet am Marktplatz Rottenburg am Neckar am 26.7.2019

Charles Lloyd, saxophon, flute
Marvin Sevell, guitar
Reuben Rogers, bass
Eric Harland, drums

Der Regengott liebt keinen Jazz

Saxofon-Ikone Charles Lloyd trotzt Unwetter beim Openair in Rottenburg

Das hatten sich die Veranstalter, die rund 450 Besucher und das Charles Lloyd Quartet ganz anders vorgestellt: 20 Minuten nach Beginn des Konzerts ging über dem Marktplatz in Rottenburg ein schweres Unwetter nieder und es hörte bis zum Ende des Konzerts nicht mehr auf zu regnen. Die 81-jährige Saxofon-Legende unterbrach zwar das Konzert, spielt aber dann einfach weiter und holt sich einen Teil des Publikums auf die überdachte Bühne.

Fast wirkt es wie ein rituelles Bild, wie ein Gebet, eine inständige Fürsprache, wenn Charles Lloyd sein Tenorsaxofon zum Mund führt und zu spielen beginnt. Mit seinen Begleitern Marvin Sevell (Gitarre), Reuben Rogers (Kontrabass) und Eric Harland (Drums) arbeitet er sich mal mit einem spitzbübischen Lächeln, dann wieder hoch konzentriert und mit geschlossenen Augen an der Geschichte des Jazz ab. Der Saxofon und Querflöte spielende Jazzer tut dies mit der Souveränität eines Altmeisters, den auch ein Regenguss und Donnergrollen nicht aus der Fassung bringt.

Souveränität eines Altmeisters

Mit gerade mal Anfang 20 stand Charles Lloyd mit B.B. King und Chico Hamilton auf der Bühne, war Mitglied des Cannonball Adderly Sextets und gründete Mitte der 1960er-Jahre zusammen mit Keith Jarrett sein erstes eigenes Quartett. Es dauerte nicht lange und Charles Lloyd wurde als Jazz-Ikone verehrt, der mit seinem roten Ferrari nach Big Sur fuhr und sich gleichzeitig mit „Love & Peace“ die Schlagwörter der Hippiebewegung zu Eigen machte. In den 70er-Jahren kehrte er dem Jazz den Rücken und spielte als Studiomusiker auf den Platten von The Doors, Canned Heat und den Beach Boys. Erst Mitte der 80er kehrte er zum Jazz zurück.

Inzwischen ist der 1938 geborene Charles Lloyd ein alter Mann, mit Schiebermütze, weißem Bart und dunkler Sonnenbrille. Aber er hat noch immer diesen betörenden und zupackenden Ton, den Musikerkollegen und das Publikum seit über 60 Jahren so an ihm schätzen. Und er ist nach wie vor das Zentrum der Musik, ohne ständig aktiv eingreifen zu müssen. Schnelle Tonfolgen spielt er zwar selten, dafür ist das, was er spielt, voller Nachdruck und Konsequenz.

Er ist eben eine echte Jazz-Ikone, eine, die trotz des immer noch anhaltenden Regens ihren Job macht und am Ende noch eine weitere umjubelte Zugabe gibt.

Jürgen Spieß

Charles Lloyd mit seinem Quartet auf der Waldbühne Sudhaus Tübingen 2016

Portraits von Charles Lloyd

Portraits von Marvin Sewell

Portraits von Reuben Rogers

Portraits von Eric Harland