Chick Corea bei der jazzopen Stuttgart 2019
Chick Corea „My Spanish Heart“ bei der jazzopen
Chick Corea, piano, keys
Jorge Pardo, saxophone and flute
Michael Rodriguez, trumpet
Steve Davis, trombone
Niño Josele, guitar
Carlitos Del Puerto, bass
Marcus Gilmore, drums
Luisito Quintero, Percussion
Nino de los Reyes, dancer
Stuttgart, 8.7.2019
„My Spanish Heart“ im Alten Schloß Stuttgart
In der goldenen Abendsonne konnte man auf den Dächern des Alten Schlosses im Herzen Stuttgarts beobachten, wie sich die Tauben auf den Simsen niederließen, wie um Zeuge eines ganz großen Konzertereignisses zu sein.
Was veranlasst einen Weltstar des Jazz, sich im Alter von 78 Jahren noch einmal mit einem seiner größten Erfolge zu beschäftigen und eine Neuveröffentlichung zu planen? Das 1976 erschienene Album „My Spanish Heart“ gehört sicherlich zu den Meilensteinen der Jazzgeschichte, und wenn sich Chick Corea nun erneut diesen Kompositionen zuwendet, dann sicherlich um zu ergründen, wie er heute nach über 40 Jahren damit umgehen kann.
Die neunköpfige Besetzung des Abends war von erlesener Qualität. Wie gut tat es, endlich in Deutschland wieder einmal Jorge Pardo am Tenor und mit seinem unverwechselbaren Querflötensound zu hören, den Musiker, der lange mit Paco de Lucia unterwegs war und den man bei uns selten zu Gesicht bekommt. Der Trompeter Michael Rodriguez und Steve Davis, der mit Art Blakey und Jackie McLean gespielt hat, vervollständigten das Bläsertrio.
Da es sich um Latin-Jazz handelte, war die Besetzung natürlich stark rhythmusbetont, so dass sich neben Carlitos Del Puerto am Bass auch Luisito Quintero an den Percussions in einer maßgeblichen Rolle befand. Ergänzt wurde die Rhythmusgruppe durch Marcus Gilmore am Schlagzeug, dem 33jährigen Enkel des legendären Roy Haynes, und der die großen Fußspuren seines Großvaters würdig weiter führte. Nicht fehlen durfte selbstverständlich die Flamencogitarre von Niño Josele.
Als besondere Attraktion wurde die Formation bereichert durch Nino de los Reyes, einen jungen Flamencotänzer, der mir seiner genialen Fußarbeit ein vollwertiges Rhythmusinstrument ablieferte und gleichzeitig mit ausdrucksstarken Gesten zusätzlich zum Hörgenuss einen bleibenden theatralischen Eindruck hinterließ.
Dass Chick Corea nach wie vor einer der ganz großen Pianisten des Jazz ist, wurde immer wieder deutlich, trotzdem sah er seine Aufgabe an diesem Abend nicht in langen Solopassagen, sondern er hatte sichtlich Freude daran, zusammen mit seinen acht Kollegen ein musikalisches Fest zu feiern, das deutlich unter Beweis stellte, dass die raschen Ideenwechsel und Rhythmusverschiebungen seiner Kompositionen den Latin- und Fusionjazz zu einem nach wie vor quicklebendigen Fundus moderner Musik machen.
Mehr als 40 Jahre Bühnenerfahrung ließen keinerlei Langeweile oder Nostalgie aufkommen, sondern die gebotene Neuinterpretation der legendären Aufnahme machte das Konzert zu einem Ereignis, das allen, die dabei sein konnten, noch lange in denkwürdiger Erinnerung bleiben wird. Der langanhaltende stehende Applaus des Publikums zeigte eindrucksvoll, dass sich alle bewusst waren, dass sie einen großen Moment des Jazz miterlebt hatten
Markus Minberg
Unser Konzertbericht: Corea & Gadd Band in der Liederhalle Stuttgart 2017
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Portraits von Chick Corea
Portraits von Jorge Pardo
Portraits von Carlitos Del Puerto
Portraits von Nino de los Reyes