Chick Corea gestorben
Chick Corea ist mit 79 Jahren an Krebs gestorben
Return to Forever
Chick Corea, Pianist, Komponist, Fusionpionier, höchstbegabter musikalischer Abenteurer, ist tot. Er erlag einem spät erkannten Krebsleiden. Mit ihm geht eine der prägendsten und innovativsten Figuren des Jazz der letzten Jahrzehnte, ein ganz Großer. Seine ersten Veröffentlichungen in den 60ern des letzten Jahrhunderts sind tief im akustischen Jazz seiner Zeit verwurzelt, das Trio-Album Now He Sings, Now He Sobs (1966) zählt zu den Klassikern dieses Formats. Bei Miles Davis dann gerät er unter Strom. Auf dem Album Filles de Kilimanjaro teilt er sich den Klavierhocker mit einem anderen großen Pianisten, Herbie Hancock. Coreas Spiel und der trocken-sustainlose Sound des RMI Electric Pianos tragen maßgeblich zum Charakter der Stücke Frelon Brun und Mademoiselle Mabry bei. Sein Rhodes-Solo auf Miles Runs The Voodoo Down (Bitches Brew) ist explosiv, frei und kraftvoll, sein mitunter raunend-mysteriöses Begleitspiel will was-weiss-ich-nicht-alles heraufbeschwören.
Wie seine Kollegen Hancock, Jarrett und Zawinul verlässt Corea den Voodoopriester Miles Davis, um seine eigene Agenda zu verfolgen. Was folgt, sind unglaubliche 5 Jahrzehnte musikalischen Schaffens, welches keinen Stillstand kannte. Er gründet die richtungsweisende Fusion-Band Return to Forever, verfolgt Soloprojekte mit hochkarätigen Partnern, die allesamt zum besten gehören, was dieses Genre hervorgebracht hat, gründet sein eigenes Label, tourt unentwegt: mal mit rein akustischen Settings, mal stromfressend mit der Chick Corea Electric Band, mal mit Herbie Hancock oder Bobby McFerrin als Duo. Selbst Konzertflügel und Banjo geht, das Album The Enchantement mit Bela Fleck beweist dies eindrücklich. 2006 ist auch das ganz große Besteck dabei, als Chick Corea sein zweites Klavierkonzert The Continents mit dem Bayerischen Kammerorchester in der Wiener Staatsoper aufführte.
Chick Coreas Webseite vermittelt jetzt, wo ich diese Zeilen schreibe, neben der Nachricht von seinem Ableben noch immer den Eindruck eines Künstlers, der aus dem Vollen seiner Möglichkeiten schöpft. Ein Musiker, der noch viel vorhat, der sich und uns noch überraschen möchte mit dem nächsten Projekt, der nächsten Tour, weiteren Tonträgern. Über 100 Alben hat der Pianist im Laufe seiner einzigartigen Karriere eingespielt. Damit müssen wir uns zufrieden geben. Danke.
Portraits von Chick Corea
Unser Konzertbericht: Chick Corea bei der jazzopen Stuttgart 2019
Unser KOnzertbericht: Chick Corea mit der Corea & Gadd Band in der Liederhalle Stuttgart 2017
Unser Konzertbericht: Chick Corea mit dem Chick Corea Quintet in der Liederhalle Stuttgart 2016