Christoph Neuhaus „Ramblin‘ Bird“ eröffnet Jazztage Sindelfingen 2023
Christoph Neuhaus – Guitars, Vocals, Composition
Caro Trischler – Vocals
Martin Sörös – Keys
Jens Loh – Double Bass
Daniel Mudrack – Drums
Sindelfingen, 31.3.2023
Christoph Neuhaus eröffnete die 9. Sindelfinger Jazztage
Das muss man den Sindelfinger Kulturmachen der IG Kultur schon lassen: Zum neunten Mal schafften sie es renommierte Jazzer aus Baden-Württemberg, und darüber hinaus, an Land zu ziehen. Immer den aktuellen Landesjazzpreisträger im Blick waren es am letzten Märzwochenende 2023 gleich zwei Kandidaten dieser Spezies. Den Auftakt machte am Freitag der Stuttgarter Gitarrist Christoph Neuhaus (Landesjazzpreis 2021) und für das furiose Finale am Sonntagabend sorgte der Dettinger Ausnahmesaxophonist Jakob Manz (Landesjazzpreis 2022).
Der Pavillon, mit Bistro-Tischchen in eine lockere Clubatmosphäre getaucht, schaffte beste Voraussetzungen, Jazz zum Anfassen zu präsentieren. So sah es auch Neuhaus, der in der Pause denn auch wissen ließ: „Ich mag den Laden total!“. Dass die rund 60 Besucher auch seine Musik total mochten, bewies der Szenenapplaus für wunderschöne Soli, die nicht nur der Gitarrenmeister zelebrierte, sondern auch seine jungen Bandkollegen. Man mag bei seinen ausgefuchsten Kompositionen und den improvisatorischen Ausflügen seiner Spielkameraden niemanden in den Vordergrund stellen, dennoch sollte man vor Martin Sörös besonders den Hut ziehen. Als neuer Tastenmann zeigte er ein feines Gespür für unaufgeregte minimalistisch-harmonische Einwürfe oder auch rhythmische Nordstage-Soli („Bear Gentle“), mit spannenden Skalen versehen. Sehr souverän auch die Sängerin Caro Trischler, die ebenfalls noch nicht in der Stammbesetzung von „Ramblin‘ Bird“ zu hören war, und sich nahtlos in die Formation einfügte. Mit facettenreicher Stimme und einer auffallend gut dosierten Dynamik tauchte sie sehr emotional und dennoch cool in die Neuhaus – Kompositionen ein.
Diese bewegten sich vornehmlich zwischen Funk und Blues oder gar Singer/Songwriter-Stil. „All Of Those“ ist ein schönes Beispiel für letztgenanntes Genre, in das sich Neuhaus total reinfallen lässt, um sich schließlich in Trance zu spielen. Als Guitarrero verehrt natürlich auch die Gitarren-Ikone der 60er/70er – Jahre Jimi Hendrix; dessen „Purple Haze“ wird vor der Pause denn auch zur Austob-Nummer, bei der alle in die Vollen greifen – mit ekstatischem Finale! Die schlichten Harmonien von „Silent Observer“ nutzt Sörös, um die ganze Bandbreite seiner solistischen Fähigkeiten auszuspielen, was auch den Rest der Band zu freudig anerkennendem Lächeln animiert. Aus Davonschweb-Stimmungen, wie sie „Mindful“ bietet, entwickelten sich intensive und ideenreiche Grooves mit Session-Charakter – tolle Sounds und ebensolche Licks. Als Zugabe wurde „Rational“ gewählt. Was verhalten begann, entwickelte sich zum Feuerwerk, das von den Besuchern mit riesigem Beifall honoriert wurde.
Neuhaus selbst überzeugt besonders durch Stilvielfalt, expressives Spiel und natürlich mit Ideenreichtum, gepaart mit virtuosem Saitenspiel und einem feinen Händchen für die passenden Sounds. Man darf auf seine erste Vinylscheibe gespannt sein, auf die er einen Vorgeschmack gab und die voraussichtlich im Herbst das Presswerk verlässt.
Bernd Epple
Portraits von Christoph Neuhaus
Portraits von Caro Trischler
Portraits von Martin Sörös
Portraits von Jens Loh
Portraits von Daniel Mudrack