Daniel Torres Sextett bei den jazzopen Stuttgart 2024

04/09/202406/09/2024 RainerOrtag jazzopen, Konzerte

Daniel Torres bei der jazzopen Stuttgart 2024

Daniel Torres – Tenorsaxofon
Perico Sambeat – Altsaxofon
Juan Galiardo – Piano
Joris Teepe – Bass
Owen Hart Jr. – Schlagzeug
Carlos Cortés – Percussion

Stuttgart, 20.7.2024

Das Daniel Torres Sextett eröffnete mit hochkarätigem Jazz den Konzertabend mit Lizz Wright und Angélique Kidjo im Alten Schloss

Mit Instrumentaljazz und einer hochkarätigen Band begeisterte Daniel Torres aus Màlaga das Jazz Open Publikum am dritten Festivaltag im Alten Schloss in Stuttgart. Ein Konzert für Jazzfans und ein spannender Kontrast zu den starken weiblichen Stimmen, die den weiteren Abend mit gefühlvollem Americana/Folk (Lizz Wright) und energiegeladener Weltmusik (Angélique Kidjo) gestalteten. Tenorsaxofonist Daniel Torres präsentierte sein neues Sextett-Projekt „Stepping Out Of Reality“.

Die Vorzeichen muteten andalusisch an: Ein heißer Sommertag, eine brodelnde Innenstadt, noch 32 Grad um 18 Uhr – ein herrliches Ambiente im Innenhof des alten Schlosses. Nur dass in Andalusien Konzerte erst viel später beginnen – erst recht im Sommer, wo es schon mal um 24 Uhr losgehen kann. Das Sextett des 42-jährigen Malagueño Torres machte das Beste draus und spielte sich kontinuerlich steigernd in einen konzentrierten Flow. Etwas störend, aber wohl Schicksal der zuerst spielenden Band, dass viele Besucher erst während des laufenden Konzerts zum mit 1200 Plätzen ausverkauften Dreifach-Konzertabend eintrafen.

Stepping Out Of Reality

Mitgebracht hatte Daniel Torres die Originalbesetzung seines Sextett-Projekts „Stepping Out Of Reality“ und sieben Stücke des brandneuen gleichnamigen Albums – eigene, kunstvoll fürs Sextett arrangierte Kompositionen des Bandleaders. Eingängige Stücke, die die klanglichen Möglichkeiten dieses Sextetts hervorragend präsentierten. Gleich mit dem ersten Stück „Shades Of McCoy“ wurde der Piano-Legende McCoy Tyner Referenz erwiesen. Am Flügel glänzte hier Juan Galiardo aus San Roque/Cádiz, musikalischer Weggefährte des Bandleaders seit vielen Jahren und Magna-cum-laude-Berklee(Boston)-Absolvent. An der Percussion überraschte Multitalent Carlos Cortés: Er gab an Bongos und Congas vielen Stücken den Latin Touch, dabei zählt er in Andalusien zu den renommierten Flamenco-Gitarristen. Die Rhythmusgruppe vervollständigten der amerikanische Drummer Owen Hart jr, der in Amsterdam lebt und hierzulande auch schon öfters mit dem Ramón Valle Trio zu hören war, sowie der niederländische Bassist Joris Teepe, Leiter der Jazz Studies am Konservatorium in Groningen/NL, den Daniel Torres während seines Jazzstudiums dort kennenlernte.

In erster Reihe und im Zentrum des Geschehens aber standen natürlich stets Daniel Torres am Tenorsaxofon und Perico Sambeat am Altsaxofon. In wunderbaren Unisono-Passagen oder wechselnden Soli war hier Saxofon auf höchstem europäischen Niveau zu hören: ob im albumtitelgebenden Stück „Stepping Out Of Reality“ oder im groovenden „Kally´s Dream“, ob in der futuristisch mit einem dystopischen Video visuell untermalten und eher free angelegten Komposition „Morcillator And The Nuclear Apocalypsis“ oder im melodiösen Schlussstück „Mar de Cristal“.

Saxofon auf höchstem Niveau

Mit Perico Sambeat (Jg. 1962) aus Valencia hatte Daniel Torres einen der profiliertesten europäischen Altsaxofonisten an seiner Seite. Perico Sambeat veröffentlichte bereits 2003 sein Album „Friendship“ mit Brad Meldau, Kurt Rosenwinkel und Jeff Ballard beim renommierten deutschen Jazzlabel ACT und gilt als internationale Größe am Altsaxofon. Wer die Musik von Daniel Torres nachhören oder kennenlernen möchte: Beim valencianischen Label „Sedajazz Records“ wird „Stepping Out Of Reality“ in Kürze erhältlich sein (www.sedajazz.es).

PS: Das am Ende begeistert applaudierende Publikum hatte dieses Konzert übrigens ganz direkt Festivalchef Jürgen Schlensog zu verdanken. Wie er in der Pressekonferenz der Jazz Open erzählte, hatte er Daniel Torres in Spanien per Zufall gehört und direkt zu den Jazz Open eingeladen. Tatsächlich gibt es in Spanien noch einige hochtalentierte Musiker mehr zu entdecken – nicht zuletzt aufgrund einer bemerkenswerten Ausbildung und Nachwuchsarbeit in Barcelona und Valencia. Sicher nicht ohne Grund befindet sich der einzige europäische Standort des renommierten Berklee College of Music (Boston) in Valencia.

Claudia Rodi