Deep Purple bei der jazzopen Stuttgart 2023 am Schlossplatz
Ian Gillan – voc
Roger Glover – bass
Ian Paice – drums
Simon McBride – git
Don Airey – keys
Stuttgart, 18.7.2023
Die Dinosaurier der Rockmusik geben sich im Schloss die Ehre
Warum schon wieder Deep Purple in Stuttgart, die waren doch erst letzten Oktober in der Schleyerhalle? Auf diese Frage sagte Jürgen Schlensog, seines Zeichens Hauptverantwortlicher für das Programm der Jazz Open: “Deep Purple Open Air ist was anderes als Deep Purple in der Halle“. Diese Aussage bewahrheitet sich an diesem Abend auch und nicht nur wegen dem prasselnden Regen, der zu später Stunde zeitweilig auf die Zuhörer im Stehbereich niederging.
Die 1968 gegründete Rockband gilt bis heute zu den einflussreichsten Vertretern der Rockmusik. Treibender Rhythmus, der Klang der Hammond-Orgel, krachende Gitarrenriffs, Improvisationen, sowie der markante Gesang des Frontmans Ian Gillan sind als unverwechselbare Zeichen in die Musikgeschichte eingegangen. Dank Ihrer 10.000 Watt starken Marshall-PA-Anlage schrieben sie sich 1975 auch ins Guinness-Buch der Rekorde ein, denn mit 117dB waren sie damals „die lauteste Popgruppe der Welt“. Mit geschätzt 150 Millionen verkauften Alben zählen sie auch zu den kommerziell erfolgreichsten Bands der Geschichte.
Dieser Abend war auch eine geschichtsträchtige Reise durch die musikalische Welt von Deep Purple. Noch immer sind drei Gründungsmitglieder dabei, Sänger Ian Gillan, Bassist Roger Glover, beide zählen bereits 77 Jahre, sowie Schlagzeuger Ian Paice der 2 Jahre jünger ist. Don Airey an den Keyboards ersetzte 2012 den verstorbenen Jon Lord und macht dies nun seit über einem Jahrzehnt mit Bravour. Auch an diesem Abend ließ der scheinbar immer gut gelaunte Keyboarder sich etwas besonderes einfallen. In seinem Solo baute er geschickt den schwäbischen Klassiker „Auf der schwäbsche Eisenbahn“ mit ein, was bei den johlenden Fans gut ankam.
Der jüngste im Bunde ist der irische Gitarrist Simon McBride, der gerade mal 45 Lenze zählt. Er folgte im letzten Jahr Steve Morse, der nach 12 Jahren in der Band, sich nun wieder mehr seinen Soloprojekten widmet. McBride bringt mit seinem Gitarrenspiel eine gewisse Frische in das Geschehen und lässt die Solos die einst von Gründungsmitglied Ritchie Blackmore und Steve Morse gespielt wurden in einem neuen Licht erstrahlen. Das Alter nur eine Zahl ist und nicht eine Ausrede etwas nicht mehr zu tun, wurde an diesem Abend eindrucksvoll bewiesen. Die Rhythmusmaschine Paice/Glover funktioniert nach wie vor hervorragend und die Stimme von Ian Gillan scheint trotz des hohen Alters in immer noch immense Höhen aufsteigen zu können. Wobei das Sangesglanzstück „Child in Time“ seit mindestens 10 Jahren nicht mehr im Programm ist.
Die Erwartungshaltung der Fans wurde jedoch durch Rockklassiker wie „Lazy“, „Highway Star“ und natürlich mit dem unvermeidlichen und unverwechselbaren „Smoke on the Water“ am Ende des normalen Sets gestillt. Wobei sich es die Gruppe bei letzterem Song nicht nehmen ließ, diesen in einer akustischen verjazzten Version erklingen zu lassen, bevor McBrides Gitarre mit diesem unverwechselbaren Riff reinknallt. Das Ende war dann auch der Anfang, denn ihren ersten richtigen Hit hatte Deep Purple mit „Hush“ Ende der 60er Jahre. Und mit diesem Song beendete die Band, diese durchaus besondere und eindrucksvolle Konzert und entließ die Hard Rockfans beseelt in die Nacht.
Harald Kümmel
Überblick und Fotostrecken anderen jazzopen 2023 Konzerte