Duo Fuss Leichtfried – Tales of Light and Sorrow
Das neue Album des Duo Fuss Leichtfried – Tales of Light and Sorrow
Dominik Fuss (tr, flh)
Jörg Leichtfried (p)
Paarbildung par excellence
Die Tales of Light and Sorrow, ambitioniertes Duo-Projekt der Tonkünstler Fuss und Leichtfried, kitzelt Herz und Hirn gleichermaßen und verführt zum intensiven Zuhören. Wer sich einlässt, macht eine kleine Reise nicht nur in ruhige und balladeske Klangsphären, sondern, jaja, vielleicht auch ein Stück weit zu sich selbst. Aber Vorsicht: Unterwegs weht auch schon mal ein kleines Stürmlein.
Die beiden ersten Stücke, Träumerei und Altrosa, zweieiigen Zwillingen gleich, lassen es ruhig angehen. Unüberhörbar die klassische Ausbildung und die Auseinandersetzung mit europäischen Musiktraditionen. Fuss spielt einen klaren, kultivierten und lyrischen Ton, Leichtfried setzt die Töne sparsam und stimmig bei eher dunkler tonaler Grundstimmung.
Viennesse Anthem hingegen, offenbar eine Liebeserklärung an den Lebensmittelpunkt der Beiden, swingwalzert mit bluesig-gospeliger Palette. Der Sound der Trompete ist erdig, hat Farbe, growl, jubelt bisweilen, während das Piano klingt, als wäre es am Mississippi aufgenommen und nicht an der schönen blauen Donau. Wow!
New Buildings spielt Fuss mit gestopfter Trompete, die Lines des Pianos zwischendurch abstrakt, sich auflösend, trudelnd: Ruhiger und getragener dann, mit erzählerisch-plaudernder Trompete, der Aufenthalt in Swinemünde. Wer möchte, kann hier ganz entspannt an Kurpark und -promenade denken.
Die Interpretation der Komposition Lisch aus, mein Licht, von Beethoven für Singstimme und Klavier geschrieben, dräut in dieser Version nicht ganz so schmerzbeladen und tragisch wie das klassische Lied, wobei sie aber nicht minder zartfühlend gespielt ist.
Two Nights in Paris mit seinem tänzerischen Thema vermittelt Leichtigkeit, Carthage zieht im Tempo an und klingt mit einer bemerkenswerten rhythmischen Sequenz auf dem Flügel aus.
We gehört Leichtfried zu Beginn ganz allein, erst spät setzt der Trompeter mit einem tragikumflorten Thema ein. Was Fuss dann als Solist in Fragmente vorführt, ist schlicht faszinierend. Im Kontext dieses Albums sind die Mehrstimmigkeit, das Fauchen und Knurren, die Halleffekte eine gelungene Überraschung. Wer mit Albert Mangelsdorffs multiphonem Posaunenspiel vertraut ist, hat eine Idee, was da zu hören ist.
Otska gibt dem Pianisten reichlich Gelegenheit, seine Fähigkeiten als Solist zu präsentieren. Kindheit dann, ein melancholisch-musikalischer Rückblick, schließt das Album ab, welches faszinierend vielseitig ist, ohne auseinanderzufallen.
Potential hat die Paarung Dominik Fuss/Jörg Leichtfried reichlich. Werden sie gemeinsam weiter machen, die Möglichkeiten diese Settings weiter ausloten und erforschen? Beide sind noch in zahlreichen anderen Projekten engagiert, ein Besuch ihrer jeweiligen Webauftritte belegt das. Will heißen: So oder so wird man erfreulicherweise weiter von ihnen hören.