Groove Connection von Markus Faller
Der letzte Tonträger mit dem verstorbenen Bigband-Leader und Posaunisten Django Hödl
Ein Zuckerle für alle Django Hödl-Fans im Lande hätte es werden können. Der Chef der Sindelfinger STB-Bigband, der Uni-Bigband Tübingen und einigen weiteren Bigbands war auch ein gefragter Posaunist und wurde von Schlagzeuger Markus Faller zu Aufnahmen ins weltberühmte MPS Studio eingeladen. Wie die KRZ bereits Anfang September 2021 berichtete, ist Hödl in der Nacht vor Beginn der Einspielungen am 25. August überraschend in seinem Hotelzimmer in Villingen verstorben. Das Projekt stand kurz vor dem Abbruch, weil der Schock alles überdeckte. Das Studio war gemietet und „Coffee Cream“ mit Django hatte man bereits im Kasten. „Auch Django hätte nicht gewollt, dass die Arbeit in diesem exzellenten Studio nun eingestellt würde“, ist sich Schlagzeuger Markus Faller sicher. Also suchten die vier verbliebenen Musiker nach Posaunenersatz und wurden mit Joe Gallardo fündig. Besser hätte man es wohl kaum treffen können. Der 82-jährige US-amerikanische Latin- und Jazzposaunist arbeitete bereits mit Jazzikonen wie Stan Kenton, Wolfgang Dauner, Joe Henderson oder Peter Herbolzheimer, um nur einige aus einer breiten Palette zu erwähnen. Mit dieser Erfahrung auf dem Buckel musste es Markus Fallers „Groove Connection“-Projekt nicht bange werden. Der gefragte Hammond B3-Organist Martin Meixner steuerte spontan ein gospelorientiertes Trauerstück „For Django“ bei, mit dem die Ende Januar erschienene CD nun ausklingt. Neben ihm sind noch Pianistin Maike Mohr, sowie E-Bassist Henrik Mumm auf dieser Scheibe zu hören.
Das Werk ist auch so etwas wie eine Hommage an Dieter Reith. Dieser 2020 verstorbene Altersgenosse von Joe Gallardo, ein begnadeter Pianist, Organist, Orchesterleiter und Arrangeur spielte einst legendäre Platten bei MPS ein. Jean Luc Ponty, Stan Getz und Art Farmer durfte er unter anderen zu seinen musikalischen Weggefährten zählen. Unter der Regie von Markus Faller wurde diese respektvolle musikalische Ehrung für Dieter Reith da eingespielt, wo Reith viele seiner swingenden Aufnahmen, wie „Knock Out“ oder „A Happy Afternoon“ 50 Jahre zuvor aufgenommen hatte.
Von diesem Tonträger darf man knackige Sounds voll ekstatischen Grooves erwarten, ganz im Sinne von Dieter Reith. Markus Faller, seinerseits Wegbegleiter von Thomas Siffling, Peter Lehel oder Herbert Joos, beweist, dass er nicht nur exzellent trommeln kann, sondern auch ein großartiger Komponist ist. Neun von insgesamt zwölf Stücken dieses einstündigen Hörgenusses stammen aus seiner Feder. Jedoch knackt es beileibe nicht durchgängig, wie man es von einem Schlagzeuger erwarten könnte; „Female Intuition“, „Minimumm“ oder „Empty Spaces“ lassen Frei- und Spielräume für das einfühlsame Klavierspiel Maike Mohrs („Analogue Childhood“, „Shell Shock“) oder den singenden Fredless Bass von Henrik Mumm. Die kochend heiße Hammond Martin Meixners („Kicker’s Boogaloo“, „Orita“) spielt sich mit Fallers filigranen Drumfiguren die Bälle zu. Last not least glänzt Joe Gallardo mit Markus Faller besonders bei „Orita“.
Von Funky bis Ballade ist so ziemlich alles dabei was das Jazzerherz begehrt. Zweifelsohne geht die rundum gelungene CD in die Beine und ins Herz.
Prädikat: „Besonders hörenswert“! Django Hödl hätte an diesem Ergebnis seine helle Freude gehabt!
Bernd Epple