Interview mit Eckhart Fischer
Interview mit Eckhart Fischer beim 1. Esslinger Alphorngipfel 2021 beim Dulkhäusle
Esslingen, 17.7.2021
Wie kam denn dieser Alphorngipfel hier in Esslingen zustande?
Das hat seinen Ursprung darin, dass wir beim ersten Lockdown mit unserer Esslinger Alphorngruppe überlegt haben, dass wir jeden Tag rausgehen und ein bisschen Alphorn spielen. Das hat dann viele positive Reaktionen ausgelöst, weil wir jeden Tag unangekündigt irgendwo gespielt haben. Keiner wusste wo`s herkam, manche haben uns gesucht, manche haben uns auch gefunden…aber man konnte sich eben nicht versammeln. Dann hat die Presse davon erfahren, wir waren in der SWR – Landesschau und das ging bis ins Mittagsmagazin der ARD. Auf jeden Fall hat es einen Hype gegeben für das Alphorn als Distanzinstrument, denn man hört es auch auf weite Entfernungen… bis zu neun Kilometer weit kann man ein Alphorn noch wahrnehmen.
Durch die Naturtöne sind viele Leute sehr berührt gewesen, das hat für sie etwas Tröstliches gehabt. Wir haben dann auch in Altenheimen gespielt oder haben uns spektakuläre oder besondere Orte ausgesucht.
Und aus all dem hat sich dann die Idee entwickelt, einen Kompositionswettbewerb für Alphorn auszuschreiben. Wir haben auch eine Kulturförderung des Landes Baden – Württemberg bekommen – Stichwort: Kultur trotz Abstand.
Und wie lief das dann konkret ab?
In der Jury waren Martin Roos aus der Schweiz, ein Alphornpädagoge und -lehrer und auch Alphornsolist, dann Rolf Dombrowski, ein Jazzfotograf und -journalist und Daniel Schnieder, der auch schon für Alphorn- und Saxofonorchester geschrieben hat. Wir haben sage und schreibe 63 Einsendungen aus fünf Ländern bekommen, und so ist jetzt eben dieser Alphorngipfel zustande gekommen mit den ausgewählten Werken.
Wer beteiligt sich denn an solch an einem Wettbewerb? Es sind ja auf jeden Fall nicht nur Künstler*innen die dem Alphorn – Alpen – Klischee entsprechen…
Das war auch das Ziel des Wettbewerbs, dass man die Grenzen überschreitet, die dem Alphorn naturgemäß gesetzt sind, einmal durch die wenigen Naturtöne, die man nur spielen kann, zum anderen ist es in einer stilistischen Ecke gewesen, wo´s einfach sehr volkstümlich war, wo man eigentlich die Möglichkeiten des Instruments gar nicht erkannt hatte. Und jetzt haben wir hier am Dulkhäusle wirklich die erste Liga der Alphornbläser aus der Schweiz und Deutschland am Start; tolle Interpreten, wie den Matthias Schriefl, aus dem Jazzbereich, der die Grenzen des Alphorns schon lange gesprengt, und dann sind auch Kolleginnen aus Berlin da…..
Gibt`s sowas wie ein Alphornszene, in der sich die, die komponieren und spielen treffen und austauschen?
Man kennt natürlich die großen Namen, die populär sind. Eliana Burki oder Arkady Shilkloper aus Berlin, der sehr experimentell arbeitet und auch eingeladen war, aber leider aus Gründen von Quarantäne nicht kommen konnte….
Du selbst spielst auch?
Ich spiel normalerweise mit meiner Esslinger Alphorngruppe, die ich versuche auf ein gutes Niveau zu bringen, und wo wir auch immer wieder Experimente machen…
Und was bedeutet Alphornspielen für Dich, was macht den Reiz aus?
Ich bin ja von Haus aus Kontrabassist, hab also schon immer viele tiefe Töne gespielt. Und irgendwann – ich sag das mal überspitzt – hab ich genug Töne gespielt gehabt und freu mich jetzt, dass es jetzt nur noch ganz wenige Töne gibt, auf die ich mich konzentrieren kann. Und dieser Rückzug auf die Naturtöne hat einfach was körperlich – wirksames an sich. Das merkt man vielleicht auch als Zuschauer. Man kommt in eine besondere Stimmung, die einfach ein bisschen was anderes ist, als was man in der Hektik des gewohnten Tagesablaufs spürt.
Das Gespräch mit Eckhart Fischer führte Tom Hagenauer
Unser Festivalbericht vom 1. Esslinger Alphorngipfel 2021 – Teil 1
Unser Festivalbericht vom 1. Esslinger Alphorngipfel 2021 – Teil 2