Karoline Weidt Quartett – ‚The Dream‘
Das Karoline Weidt Quartett mit Ihrem neuen Album ‚The Dream‘
Karoline Weidt (voc)
Loreen Sima (b)
Valentin Steinle (dr)
Mikolaj Suchanek (p)
Feinsinniger Vocal Jazz aus Dresden
Die Sängerin und Komponistin Karoline Weidt präsentiert ihren inspiriert-ästhetischen und individuellen Vocal Jazz, unterstützt von drei exzellenten Musikern in klassischer Besetzung. The Dream heisst das im Februar 21 veröffentliche Album ihres Quartetts. Die EP ist stilsicher und geschmackvoll eingespielt, überdies superb produziert von Pianist und Multitalent Mikolaj Suchanek. Loreen Sima am Kontrabass und Valentin Steinle an den Trommeln machen die Vier voll, in einer Gastrolle hören wir Kilian Sladek im Duett mit der Bandleaderin.
The Dream ist auch der Titel des ersten Stücks, wie alle anderen aus der Feder der Sängerin. Und tatsächlich entführt die Musik gleich mit den Akkorden der ersten Takte in eine andere Welt: Weidts einsetzender Gesang, nuanciert und klar vor minimalistischer Begleitung, hat wahrhaft magische Qualitäten und findet den Weg ins Gemüt des Autors in no time. Allzuviel Gemütlichkeit will die Band aber nicht aufkommen lassen. Vor einem im Hintergrund gesungenen textfreien Melodiebogen der Sängerin – spooky, sirenenhaft, verträumt – entwickeln die Musiker einen kraftvollen Spannungsbogen, sie improvisieren sich frei, lösen sich, verdichten die Räume und türmen Klanggebilde auf, um nach der Klimax wieder zu den ruhigen Akkordfolgen und der beeindruckenden Gesangsdarbietung des Beginns zurückzukehren. Ein überzeugender Opener.
Der Autumn Song beginnt verspielt, die Assoziation mit fallenden Blättern und der einen oder anderen Windbö liegt nahe. Ein sparsam instrumentierter Groove setzt ein, der eine relaxte Unterlage für ein Loblied auf den Herbst bildet. Stimmliche Verstärkung und Ergänzung erfährt Frau Weidt durch Kilian Sladek. Seine samtiges Organ im Satzgesang mit der klaren Stimme Weidts betört ebenso wie das entspannte Pianosolo Suchaneks. So nice!
Melancholisch und näher am Pop angesiedelt ist die Ballade The Birds, mit ihren hymnischen Passagen erinnert sie hier und dort an die klassischen Beispiele aus dem Rock. Der berückende Gesang mit punktuell orientalisch anmutenden Verzierungen ist emphatisch und leidenschaftlich, die Band agiert auch hier wahrlich ökonomisch und spielt keinen Ton, den es nicht wirklich braucht. Schön das Spiel von Steinle und sein sensibler Einsatz von Filzschlegeln und Sticks.
Zu guter Letzt kommt Latinfeeling auf. Never Know bewegt sich irgendwo zwischen Leichtigkeit und weltverlorener Verwunderung, der Gesang geht ins Ohr und bleibt im Kopf. Es gibt schöne Unisono-Lines von Bass und Piano, feine Akzente auf dem Schlagzeug und überhaupt löst diese kleine Songauswahl große Freude aus.
Noch größer wäre die Freude, wenn man diese Formation von Hochbegabten einmal Live erleben könnte. Wann das wieder der Fall sein kann, steht im Februar 2021 in den Sternen. Bis dahin leben wir von Konserven, einen Augentrost finden wir beim bekannten großen Videoportal.
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