Lauren Henderson / Walter Fischbacher im Jazzclub Tübingen 2022

Lauren Henderson, voc
Walter Fischbacher,
keys
Petr Dvorsky,
bass
Alex Bernath, drums

Tübingen, 28.9.2022

Karibische Farben und am Ende der Blues – Lauren Henderson & Phishbacher begeistern in Tübingen

Es ist kalt geworden, fast plötzlich, scheint es, in diesem Herbst. Wer an diesem Spät – September – Tag Zuflucht in oder vor der Welt suchte, war im Tübinger Club Voltaire am richtigen Ort und wurde dafür belohnt, die Wohnung nochmal verlassen zu haben. Es war eine Doppelpackung Energie und Wärme, die Phishbacher und die Sängerin Lauren Henderson in den restlos ausverkauften Club verteilten. Warmes karibisches Rhythmus- und Farbenspiel, Cole Porter – Songs, Latin, Jazz und gefühlvoll – melodischen Eigenkompositionen der New Yorker Sängerin verbanden sich zu einer herzerwärmenden Melange.

Lauren Hendersons warme Altstimme fasziniert. Rauchzart und trotzdem eindringlich, manchmal fast gehaucht einzelne Silben, Worte oder Textzeilen in Raum gestellt. Sie sind immer in fließender Bewegung, die New Yorker Sängerin aber auch Phishbacher, die Begleitband des ebenfalls seit vielen Jahren in New York beheimateten österreichischen Pianisten Walter Fischbacher. Das Trio mit Petr Dvorsky am Bass und Alex Bernath, Drums, bildet eine verlässliche, gleichzeitig auch lebendige und pulsierende Basis für Henderson, deren Songauswahl und Auftritt zeigten, dass sie sich ihrer karibisch – afroamerikanischen, auch katalanischen Wurzeln bewusst ist und sie leuchtende Blüten hervorbringen.

Rhythmischer Wohlklang und ein Hauch von Melancholie

Lauren Henderson und Walter Fischbacher – beide sind sie seit Jahren in New York zuhause, auch in der dortigen Musikszene verankert – haben sich nicht etwa dort, bei einem Club Gig getroffen, nein, es war eine Booking – Agentur in Tschechien, das erzählt Fischbacher nach dem Konzert, die die Formation zusammengebracht hat. Fischbacher steht mit seinem Trio für hochenergetisches Spiel, für mitreißendes Solospiel und dichten Bandsound. Im Club Voltaire blitzte das immer wieder in kürzeren Solopassagen auf und auch im allerersten Stück des Abends, dem Beatles – Titel Eleanor Rigby, so mitreißend variantenreich und gefühlvoll interpretiert, dass mindestens jede*r zweite im Publikum mitsang, im Kopf, ´…all the lonely people…..`

Lauren Henderson und Phishbacher (so nennt Fischbacher sein Trio) tun gut, wärmen die Seele, und wer keinen Sitzplatz hatte, konnte gar nicht anders, als sich zu bewegen, zu wiegen in diesem rhythmischen Wohlklang mit einem Hauch von Melancholie. Und falls sich je irgendwo, irgendwann oder irgendwie an diesem Abend so ein Gedanke gemeldet haben sollte, ob das alles nicht ein bisschen zu harmonisch – bezaubernd geraten sein könnte, dann gab es da  ja noch das letzte Stück, die zweite Zugabe. Ein Blues. Der Blues. Da war nichts Gehauchtes mehr in Lauren Hendersons Stimme, da brach sich etwas ganz anderes Bahn, von ganz tief unten oder innen, ‚when I feel tomorrow, like I feel today…‚, singt, schluchzt, fast schreit sie`s, ‚…. I´ll pack my trunk and make my getaway…‚ Egal ob`s der Stormy Wednesday Blues oder der St. Louis Blues war, der Club Voltaire war der richtige Zufluchtsort für das getaway.

Tom Hagenauer

Portraits von Lauren Henderson

Portraits von Walter Fischbacher

Unser Konzertbericht: Phishbacher NYC Trio in Tübingen