Mary Summer im Backnanger Bürgerhaus 2025

Mary Summer, voc
Andy Newman, git
Johannes Blum, keys
Erik Biscalchin, bass
Felix Ohngemach, drums
Backnang, 22. März 2025
Summer-Feelings
Ein kühler Märzabend war es, aber im Backnanger Bürgerhaus gab es an diesem Abend durchaus Erwärmendes. Die Stuttgarter Songwriterin und Sängerin Mary Summer war mit Ihrer Band im ausverkauften Saal des Bürgerhauses in Backnang zu Gast. Summer wuchs in einer Adoptivfamilie in Uhlbach auf und ihr sängerisches Talent wurde schon früh entdeckt. An der Musikschule Obertürkheim gewann sie einem Gesangswettbewerb und erhielt dort zwei Jahre klassischen Gesangsunterricht. An der jungen Oper Stuttgart bildete sie ihre Stimme weiter aus, was an diesem Abend an einigen Stellen des Konzerts deutlich hörbar war. Sie gehörte eine Zeitlang zum Ensemble und spielte die Hauptrolle in dem Musical Träumer. Mit 18 Jahren fand ein Stilwechsel statt und in der „Stuttgarter Kiste“ fanden die ersten Auftritte mit ihrer eigenen Band statt. Neben Soul und R&B stellte sie auch eigene Kompositionen vor und kurze Zeit später spielte sie mit dem Freiburger Jazztrio „L’heure du Jazz“ und mit dem Pianisten Martin Andersson gemeinsam als Duo „Silent Jazz“ zwei Studioalben ein.

The Voice of Germany, Solo-Künstlerin, Sozialpädagogin, Coach und soziales Engagement auf vielen Ebenen
Neben ihrer gesanglichen Karriere gab und gibt es noch viele Aktivitäten denen Mary Summer nachgeht. Sie studierte Sozialpädagogik und absolvierte ein Masterstudium in Wirtschaftspsychologie. Da es in der heutigen Zeit für Künstler, die nicht in der ersten Reihe der Stars stehen, immer schwieriger wird mit der Musik den Lebensunterhalt zu bestreiten, ist es eine gute Entscheidung sich neben der Musikkarriere ein zweites Standbein aufzubauen. Summer arbeitet seit 2012 als Coach mit den Schwerpunkten Führungspsychologie, Change Management und Eignungsdiagnostik. Ihr soziales Engagement ist äußerst breit gefächert, sie ist beispielsweise ein Teil der Zivilcourage-Kampagne des LKA „Tu was“, für die sie für die sie bildlich auf vielen Straßenbahnen und Bussen wirbt.
Mary Summer ist Gründerin des Vereins Music for Life e.V., der Musikprojekte zur Förderung von Resilienz und Selbstwirksamkeit bei benachteiligten Kindern und Jugendlichen weltweit unterstützt. 2015 wurde sie deutschlandweit mit ihrer Teilnahme an der Gesangs-Castingshow The Voice of Germany bekannt in der sie es bis ins Halbfinale schaffte und unter anderem von Rea Garvey gecoacht wurde. In folge dessen wurde ihre erste eigenen Single „Queen oft the Night“ bei Universal Music veröffentlicht. Ihren größten Auftritt hatte sie bei den Jazz Open in Stuttgart als sie das Vorprogramm des amerikanischen Superstars John Legend bestritt. Im Jahr 2024 kamen ihre Singles „Zu Schön“ und „Hey Du“ auf den Markt, bevor ihr Album „Liebe aus Glas“ am 23. August 2024 erschien.

Die Queen of the Night, die tief in ihre Seele blicken lässt
Das Publikum erlebte ein äußerst vielschichtiges Programm, das viele Songs beinhaltete, in denen die Sängerin ihre persönlichen Hochs und Tiefs eines ereignisreichen Lebens beschreibt. Gut strukturierte Songs die berühren und von einer hervorragenden Band ebenso einfühlsam wie instrumental auf hohem Niveau begleitet werden. Die Gefühle der Sängerin sind bei Liedern in allen Facetten spürbar und speziell im ersten Teil des Konzertes verdichten sich diese, bei Songs wie Liebe aus Glas oder Polarität.
Die für manche vielleicht zu sehr entstehende Melancholie, wird aber dann immer wieder durch die veritablen Solos von Johannes Blum an den Keys und Andy Newman an der Gitarre durchbrochen. Viele der Texte regen zum Nachdenken über die eigenen Konstellationen des Lebens an und geben für manchen Zuhörer den Tipp sich eventuell selbst zu reflektieren. Bei den Ansagen zu den Liedern ist ihre psychologische Bildung ganz klar heraus zu hören man kann erkennen, dass sich die Sängerin der Berg- und Talfahrt des Lebens stellt und diese bewältigt.

Ein Halleluja auf den Jazz und die Befriedigung
Frau Summer kann auch Jazz, und das richtig gut, denn das ist ja schließlich zusammen mit der Soulmusic ihre „Kernkompetenz“. Der Klassiker „My Baby just cares for me“ kommt locker und beschwingt rüber und wischt die Melancholie der ersten Songs mit einem Mal weg. Der zweite Teil des Konzertes schwingt dann um in die Vielsprachlichkeit, vorwiegend in Englisch, aber der Hit „Je Veux“ der französischen Song-Ikone ZAZ reißt das Publikum regelrecht mit. Als dann noch der Ur-Alt-Hit der Rolling Stones „Satisfaction“, auf Grund ihrer fehlenden Zufriedenheit (das war sicher ironisch gemeint), angestimmt wird, ist dann auch noch der ein oder andere „Silberrücken“ der im Publikum sitzt zufrieden.
So ein kleiner Stilbruch war das schon, denn ihre Stimme ist doch eher für den geschmeidigen Jazz-Soul geeignet. Der Stimmung im Publikum tut das keinen Abbruch, was beim Leonard Cohens „Halleluja“ zu spüren ist, oder besser gesagt zu hören ist. Ein geschätzt fünfhundert Stimmen starker Chor singt diesen musikhistorischen Song voller Inbrunst mit, als die Sängerin durch das Publikum marschiert und diese zum noch lauteren Singen animiert. Mit der Zugabe „Queen oft he Night“ beschließt Mary Summer dieses wunderbare Konzert, das wirkliches „Summerfeeling“ (zumindest im zweiten Teil) in den Backnanger Bürgersaal zauberte und man fragt sich warum diese Vocalistin mit diesem Potential nicht ganz oben in der Riege der Sängerinnen steht. Aber was nicht ist kann ja noch werden.
Text und Fotos Harald Kümmel
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