Mike Stern bei der jazzopen Stuttgart 2023 im SpardaWelt Eventcenter
Mike Stern – git, voc
Leni Stern – git, voc
Bob Franceschini – sax
Jimmy Haslip – bs
Dennis Chambers – dr
Stuttgart, 21. Juli 2023
An Nix gespart
Das dargebotene, oft elaborierte und vertrackte Fusion-Material der Combo ist vertraut und schöpft reichlich melodische, harmonische und rhythmische Möglichkeiten aus, es unterliegt einer ständigen Transformation und Bewegung. Mike Stern spielt starke Vamps und fetzige Bluesrocklines, die sich ins jazzige Idiom und wieder zurück bewegen, oft sehr dicht und schnell gespielt, manchmal fast ätherisch am Rande des Verschwindens, manchmal ekstatisch wie, ja, Hendrix (den er auch immer wieder mal zitiert). Lennie Sterns Spiel ist erdiger, etwas trockener im Ton, und kommt mit der Hälfte der Töne ihres Gatten aus. Sie steuert eines ihrer Stücke und Gesang bei. Franceschini, der die Bühne immer wieder verlässt, wenn gerade nichts für ihn zu tun ist, überzeugt mit variablem Ton und stimmigen Soli. Bisweilen spielt er Luftbass auf seinem Tenorsax. Jimmy Haslip, auch schon über 70, ist mal verlässlicher Lieferant der Grundtöne, mal Solist mit großer Raffinesse und Delikatesse. Chambers schließlich ist ein Drummer von einem anderen Stern. Er kann aus dem Stand explodieren und einen Takt voller mirakulöser polyrhythmischer Licks raushauen, um im nächsten Moment wieder minimalistische Basisarbeit zu leisten. Wie elaboriert groovebasiertes Schlagzeugspiel sein kann, wie virtuos und intelligent, bitte sehr, hier sieht man es. Kurz: Starke Performance.
Das aktuelle Programm changiert zwischen druckvoll-komplexen Nummern und melancholischen Kompositionen, letztere streckenweise an die Aera Metheny/Mays erinnernt. Zugabe ist Red House, ein Hendrix-Titel, der von Mike Stern auch gesungen wird. Das Publikum goutiert´s, die Smiles zwischen den Eheleuten Stern sind gern gesehener Bonus.
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