Mnozil Brass bei der jazzopen Stuttgart 2019
Mnozil Brass bei der jazzopen im Alten Schloß Stuttgart 2019
Wilfried Branstoetter, tuba
Gerhard Fuessl, trombone
Thomas Gansch, trumpet
Zoltan Kiss, trombone
Leonhard Paul, trombone, flugelhorn
Robert Rother, trompet
Roman Rindberger, trompet
Stuttgart, 5.7.2019
Fette Sounds aus Trompete, Posaune & Co treffen auf unbändige Spielfreude
Mnozil Brass vereint gestochen scharfe Bläsersätze mit solistischen Schmankerln und gehobenem Blödsinn
Leonhard Paul kommt barfuß als „Lonely Boy“, wie man ihn aus seiner Paradenummer kennt, zunächst alleine auf die Bühne. Mit minimalistischen Bewegungsabläufen gelingt es ihm, knisternde Spannung zu erzeugen. In aller Seelenruhe streift er sich Socken über die Füße und steckt selbige in rote Schuhe, bis sich plötzlich seine sechs „Spielkameraden“ mit schrägen Tutti-Harmonien zu ihm gesellen. Im Bigband-Stil greifen diese ins Blech. Ein Flachmann wird durch die Musikerreihe gereicht und los geht es. Tänzerische Einlagen vom Balkan-Groove bis zu klassisch-sinfonischen Elementen.
Eines stellen die sieben Herren aus Wien gleich mal klar: Ein stilistisches Label gibt es nicht, Musik ohne Bewegung, Humor und Slapstick ebenfalls nicht. In den folgenden eineinhalb Stunden stellen die Blechbläser alles auf den Kopf und wieder zurück. Zu jeder Sekunde blitzt ihre Musikalität und Instrumentenbeherrschung aus der Gesamtshow heraus. Sie macht weder vor neuer Musik, noch vor a-capella, Volkstümlichem, Jazz, Klassik, Singer/Songwriter, noch vor einem, mit den Nasenlöchern geblasenen, Blockflötenkonzert halt. Da bedient sich Trompeter Thomas Gansch auch mal zweier Trompeten, die er gleichzeitig spielt oder es werden a-capella Instrumente imitiert oder gar ein Hühnerhof mittels melodiösem Gegacker auf die Bühne gebracht.
Mnozil Brass wäre jedoch nicht Mnozil Brass, gäbe es da keine Slow Motion Szenen, theatralische Einlagen mit Macho-Gehabe, Underdogs, Peinigern und Gepeinigten, Sterbenden (Spiel mir das Lied vom Tod), Wiederauferstandenen oder himmelhoch Jauchzenden. Die Truppe lässt fast nichts aus und das Publikum weint Lachtränen. Der Nonstop-Klamauk wird nie durch Ansagen unterbrochen, die hier auch eher lästig und deplatziert wären.
Am Ende gibt es Standing Ovations und die hat Mnozil Brass auch redlich verdient. Nach ihren Auftritten in der ganzen Welt, von der Carnegie Hall in New York, der Royal Albert Hall in London über Australien bis Tokio und Taiwan war die Zeit auch überreif für Stuttgart.
Bernd Epple
Unser Konzertbericht: Mnozil Brass in der Kongresshalle Böblingen 2015