Gastbeitrag

Myles Sanko im Jazzclub Bix Stuttgart 2025

Myles Sanko im Jazzclub Bix Stuttgart 2025
Myles Sanko im Jazzclub Bix Stuttgart 2025

Myles Sanko (voc)
Tom O’Grady (p, synth)
Chris Booth (git)
Gareth Lumbers (sax, fl)
Jon Mapp (b)
Ric Elsworth (dr, perc)

Stuttgart, 15.März 2025

„Is there love in the house?“

Von der ersten Sekunde an hat Myles Sanko das Stuttgarter Publikum im Griff. Seine energiegeladene Präsenz im funkelnden Rampenlicht und die kraftvolle und energiegeladenen Stimme sorgen für beste Atmosphäre im ausverkauften BIX. Sanko kam 1980 im ghanaischen Accra auf die Welt und migrierte als Jugendlicher mit seiner Familie nach Großbritannien. Hier hatte er recht schnell mit verschiedensten Musikstilen, wie Jazz, Funk und Soul in Berührung. In den Bars und Clubs von Cambridge hatte er im jungen Alter seine ersten Auftritte als Rapper und Soulsänger.

Sein Debutalbum „Born in black & white“ erschien 2013, auf dem er jazzlastigen Funk mit dem Soul seiner Stimme vermengte. Im Laufe der folgenden Jahre veröffentlichte er weitere Alben auf denen er seine künstlerische Identität formte und bestätigte. Inzwischen sind es fünf Alben von denen er gleichermaßen an diesem Abend seine künstlerische musikalische Vision dem Stuttgarter Publikum präsentierte. Man merkt von Anfang an, dass es für Sanko im Leben nichts Wichtigeres zu geben scheint wie seine Musik. Laut seiner Aussage möchte er Musik machen die ihm selbst gefällt und dem entsprechend spürt der Zuhörer eine klare Authentizität in diesem einzigartigen, zeitgenössischem Sound.

Myles Sanko im Jazzclub Bix Stuttgart 2025
Myles Sanko im Jazzclub Bix Stuttgart 2025

Intime Geschichten über Väter, Söhne und die Liebe im Leben

Sankos Liebe zum Leben und vor allem seine Liebe zur Musik ist in jeder Sekunde des Auftritts spürbar, daher immer wieder seine emotionale Frage an das Publikum: “Is there Love in the House?“ Was von der begeisterten Menge mit einem ebenso emotionalen „Yeah“ beantwortet wird. Auf der Bühne demonstriert der Sänger seine unerschütterliche Hingabe an seine künstlerische Vision als unabhängiger Künstler. Seine Musik bietet eine zutiefst musikalische Erkundung seines Lebens und es scheint, dass es auch eine Form der der Therapie ist um vergangene Kindheitstraumatas  zu thematisieren und über die Musik zu bewältigen.

Er beleuchtet Themen, wie Väter-Söhne-Verhältnisse, erzählt von seinen Träumen die ihn beflügeln und transportiert damit eine hoffnungsvolle Energie, die das Publikum auch erreicht, da dies alles äußerst authentisch rüberkommt. Nahezu jeder Song besitzt diese Authentizität und eine emotionale Tiefe, die ans Herz geht und eine neue Ebene des künstlerischen Ausdrucks präsentiert. Selbstakzeptanz, Selbstliebe, bringt er über seine Musik auf den Punkt und symbolisiert damit den persönlichen Prozess seines Wachstums und der Heilung.

Myles Sanko im Jazzclub Bix Stuttgart 2025
Myles Sanko im Jazzclub Bix Stuttgart 2025

Otis Redding und Bill Withers lassen grüßen

Unverkennbar sind seine Vorbilder. Aus der Melange von Funk, Soul, Jazz und Reggae sind Anklänge und die Einflüsse der Musiklegenden Otis Redding, Al Green oder auch von moderneren Musikhelden wie Michael Jackson oder Gregory Porter klar zu erkennen. Seine formidable Band unterstützt diesen emotionsgeladenen urbanen „Soul-Jazz“ auf höchstem Niveau und man spürt die Freude seine Mitspieler bis in die letzte Faser. Sanko gibt jedem seiner Mitstreiter genügend Freiraum um sich musikalisch zu präsentieren. Besonders Drummer Ric Elsworth spielt innovativ, losgelöst  und voller Freude seinen Part und findet nebenbei sogar Zeit den Kritiker (der direkt neben ihm am Tisch sitzt) zu fragen wie er den sein Schlagzeugspiel bewertet. Die Antwort, Daumen hoch eine klare Zehn in der Bewertungsskala.

Auch Gareth Lumbers am Saxophon zeigt eine unwahrscheinliche Bandbreite auf seinem Instrument und seine Solis erwachsen aus einer völligen Hingabe an seinem Instrument. Gitarrist Chris Booth und Tom O`Grady an den Keys sind eher für die feinfühligen Elemente an diesem Abend zuständig und Bassist Jon Mapp kann dann schon mal zwischendurch seinen Bass funkig knallen lassen. Im Schlussdrittel des Konzerts wird es einfach nur berührend und schön. Sanko und Band lassen sich Zeit, und Songs wie „My Inspiration“ oder „Blackbird sings“ strecken sich auf gechillte zehn Minuten, was der Qualität und der emotionalen Dichte keinen Abbruch tut. Nach zwei Zugaben verabschiedet sich Myles Sanko (der zum ersten Mal im Bix war) mit einem Versprechen vom völlig begeisterten, ja teilweise beseelten Stuttgarter Publikum: „Ich verspreche, ab jetzt jedes Jahr wieder zu kommen!“ Sehr gerne Mister Sanko, wir freuen uns drauf!

Myles Sanko im Jazzclub Bix Stuttgart 2025
Myles Sanko im Jazzclub Bix Stuttgart 2025

Text und Fotos Harald Kümmel

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