Nils Landgren Funk Unit im Theaterhaus Stuttgart 2018

Nils Landgren, tb, voc
Andy Pfeiler, g, voc
Magnum Coltrane Price, b, voc
Jonas Wall, sax
Petter Bergander, keys
Robert Ikiz, dr

Stuttgart, 31.3.2018

Unbreakable

Nils Landgren und seine Funk Unit präsentierten am Ostersamstag im ausverkauften Saal T1 vor 970 Besuchern ihr jüngstes Album „Unbreakable“, das letzten Juni bei ACT erschien und nun in Stuttgart erstmals live zu hören war. Gleich ab der ersten Nummer gab die Band Funk-Vollgas. Der titelgebenden Bandhymne „Unbreakable“ , eingeleitet durch die steilen Riffs des Gitarristen Andy Pfeiler, folgte in den nächsten gut 90 Minuten ein Mix aus knackig-funkigen Stücken des neuen Albums (Friday Night, Just A Kiss Away, Stars In Your Eyes, Get Down On The Funk, Rockin After Midnight) und altbewährten Nummern (wie etwa Funk For Life oder All We Need Is The Funk). Dabei wirkte die Band routiniert und bestens aufeinander eingespielt. Dank der Charme-Offensive des alten Bühnenhasen Landgren sprang auch gleich ein erster Funke über. Tags zuvor hatte die Band in Paris gespielt und Nils Landgren deutete effektvoll an, dass das Stuttgarter Publikum um Klassen besser sei.

Kraftvoll treibende Rhythmen und Grooves ließen das Energielevel bald weiter steigen. Der Bandleader blies intensiv und ausdrucksstark seine Posaunen-Soli und auch Gitarrist Andy Pfeiler, Saxofonist Jonas Wall und Keyboarder Petter Bergander nutzten ihre Slots für eindrucksvolle, virtuose Soli. Der Bassist Magnum Coltrane Price und Drummer Robert Mehmet Ikiz standen im Klangbild ohnehin stark im Vordergrund – die Soundmischer hatten es mit ihnen besonders gut gemeint. Zum Nachteil von Petter Bergander, der nicht nur ein Fender Rhodes, sondern auch eine Hammond B3 spielte, die leider außerhalb seiner Soli nur optisch zu bewundern war!

Sympathisch-launige Moderation

Zwischen den Songs moderierte Nils Landgren sympathisch-launig, plauderte über die Entdeckung seiner Funk Unit durch ACT-Label-Chef Siggi Loch auf der Jazz Baltica 1994 (dieser saß wie schon am Abend zuvor im Stuttgarter Publikum), erzählte etwas über die Stücke und sprach über das Hilfsprojekt „Funk For Live“, bei dem die Band mit der Organisation Ärzte ohne Grenzen zusammenarbeitet, um Slum-Kindern in Nairobi Musikinstrumente zur Verfügung zu stellen und gemeinsam zu musizieren.

Wer dieses Konzert erlebt hat, ahnt, warum der schwedische Hansdampf mit der roten Posaune als einer der populärsten Jazz-Musiker Europas gilt: Er ist nicht nur ein exzellenter Musiker, der hochkarätige Musiker um sich schart, sondern auch ein mit allen Wassern gewaschener Bühnenprofi, der weiß, wie er sein Publikum für sich gewinnt: Gegen Ende des Konzerts im Stuttgarter Theaterhaus steigt Nils Landgren wie ein Popstar von der Bühne und geht mit der Posaune solierend durch den ganzen Saal bis in die hinteren Reihen. Er lädt zum Tanzen ein und zählt schließlich von drei rückwärts, damit bei null sich alle von ihren Sitzen erheben und mittanzen. Und es funktioniert, auch die Mitsing-Aktion, ob man das mag oder nicht. Dass Nils Landgren mit seiner Funk Unit auch noch mit dem zehnten ACT-Album die Hallen füllt: Chapeau!

Claudia Rodi

Portraits von Nils Landgren