Olaf Schönborn Q4 bei der JazzTimeBB in der Kongresshalle Böblingen 2024
Olaf Schönborn – Saxophon
Daniel Stelter – Gitarre
Martin Simon – Kontrabass
Johannes Hamm – Drums
Böblingen, 12. April 2024
The Nice Horn of Schönborn
Olaf Schönborn brachte nach 10-jähriger Pause seine Q4 Band wieder auf die Bühne. Am 12. April war es in Böblingen 16 Jahre her, seit der Altsaxophonist bei der JazzTime auftrat
Um es vorweg zu nehmen: Strahlende Gesichter allenthalben nach einem höchst unterhaltsamen Abend im gut gefüllten Württemberg-Saal der Böblinger Kongresshalle. Der Protagonist hieß Olaf Schönborn; unter seinen Musikern, die er mitgebracht hatte, auch der Böblinger Lokalmatador Martin Simon, für den der Abend quasi ein Heimspiel war. Er ist so etwas wie der Stammbassist der JazzTime-Reihe, auf den der künstlerische Leiter Tilman Jäger (p) immer wieder gerne zurückgreift, wenn es gilt, Klasse auf die Bühne zu zaubern. Johannes Hamm (dr) und Daniel Stelter (g) ergänzten das Quartett zu einer kraftvollen Formation, bei der der Funke umgehend aufs Publikum übersprang.
Relaxed begann der bunte Reigen, der ausschließlich aus Schönborns Eigenkompositionen bestand. „For Pat“, eine Hommage an Pat Metheny, kam wohl ganz in dessen Sinne rüber. „Seid ihr jetzt alle entspannt?“, fragte Schönborn an anderer Stelle und „Geht in die Konzerte, dann sparen Sie!“, im Hinblick auf seine Nummern, die einen zweistündigen Urlaub versprachen. Ob „In a Bossa Mood“, Concrete Samba“, „Sonne im Mai” oder der Michael Brecker gewidmete „Michael Latin Blues“, allesamt verschafften dies Stücke Urlaubsfeeling mit Blick aufs Meer oder zumindest auf den Böblinger See, wie Schönborn augenzwinkernd anmerkte. Mit „laid back“ ist die Stimmung, vor allem vor der Pause, wohl am besten umschrieben.
Wunderschöne Gitarrenlicks entsprangen der Konzertgitarre Stelters, welche er bei diesem Konzert ausschließlich im Einsatz hatte. Aus jazzigen Bossa-Harmonien lösten sich geniale Soli heraus, die mit viel Szenenapplaus bedacht wurden. Hamm und Simon, ganz im Dienst der beiden Solisten stehend, sorgten für eine solide Grundlage. Sie durften natürlich bisweilen auch selbst solistisch ran und bekamen so die Gelegenheit, ihre Klasse auszuspielen. Ein Kinderwagenradkappen-Solo gab Hamm bei „Sonne im Mai“ zum Besten. Da man in Brasilien, wo er mal studierte, auf so ziemlich allem trommelt, was Klänge erzeugt, bearbeitete er, am Bühnenrand sitzend, auch diesen Alltagsgegenstand virtuos. Neben flächigen Klangcollagen mit Looper-Einsatz in Halbzeit Zwei, nahm die Groove-Fahrt Tempo auf. Beim „Maulbeerbeerbaum-Beer Blues“ gab es schließlich auch saxophonistische Ausbrüche mit spannenden Blastechniken, die teilweise auch an einen Maceo Parker-Stil erinnerten.
Doch insgesamt punktete der Abend damit, dass es sich die Formation leisten konnte, nicht in eine „Schneller-Höher-Weiter“ Attitüde verfallen zu müssen, um zu begeistern. Schönborns humorvolle Entertainer Qualitäten, wie „Wie muss es bei euch zuhause sein, wenn ihr nicht heim wollt?“ taten ein Übriges. In diesem Sinne konnten sich die Akteure auch nach der Zugabe noch kein Feierabend-Bierchen gönnen. Zu vehement forderten die Besucher noch mehr. Gerne wurde diesem Wunsch entsprochen und Jobims „One Note Samba“ zierte mit beachtlichen Soli den Schluss eines überaus gelungenen „Gute Laune“-Abends.
Text und Fotos Bernd Epple
Portraits von Johannes Hamm