Phishbacher NYC Trio in Tübingen
Das Phishbacher NYC Trio spielte im Club Voltaire Tübingen
Walter Fischbacher – piano
Cliff Schmitt – bass
Ulf Stricker – drums
Tübingen, 30.9.2020
Konzentrat und weite Räume
Phishbacher im Corona – Modus
Lyrisch, melodischer Einstieg, ein Solo – Piano – Intro, aber von Beginn an spürbar: die vibrierende Energie die im diesem Phishbacher Power – Paket lauert, die zu jeder Sekunde ausbrechen kann und die das auch immer wieder tut. Eigentlich grad aus New York angekommen, eigentlich Tourauftakt, fast 30 Gigs wären geplant gewesen, auf einer Route durch Osteuropa, und Goran Vujic, der eigentliche Bassist konnte oder durfte nicht mitreisen. Und weil es täglich mehr Risikogebiete in Europa gibt, sagt Walter Fischbacher mit einem Lachen in seinem markigen Gesicht, habe er keine Ahnung, wie`s und ob`s überhaupt weitergeht mit der Tour. Und vielleicht deshalb, womöglich gerade deshalb powert dieses Trio von Beginn aus dermaßen los. In das Piano Intro sind längst der am Vorabend rekrutierte ‚Ersatzbassist‘ Cliff Schmitt und Ulf Stricker an den drums eingestiegen, bekommen oder nehmen sich die Tickets für ihre Soloausflüge, ihre Dialoge mit dem nicht nur äußerlich athletischen Walter Phishbacher an seinem e-grand-piano, und sie lassen ihn natürlich los auf seine rasenden Läufe, parallelen Skalen und Kaskaden, bis er dann wieder einschwebt und wieder im Grundgroove der Band landet.
Traumwandlerische Sicherheit
In den Stücken – sie heißen „In Your Own Sweet Way“, „Froggy Style“ (Ein markant angestampfter Blues) oder „Mellow Moon Moaning“, eine Ballade, gibt’s nur offen Grenzen, herrscht Barrierefreiheit. Alles Motive, Melodien, Songs die, egal ob schnell oder langsam aus einem Kern ins Unbekannte aufbrechen, Klassik, Pop, natürlich ernsthaften Jazz verarbeiten, allerdings nie ihre homebase verlieren. Und wunderbar: So ernsthaft die Kommunikation des Trios, so traumwandlerisch ist die Sicherheit, sich bei all den Auf- und Ausbrüchen nicht zu verlieren, und: so befreiend ist der Humor des Wahl – New Yorkers Walter Fischbacher und seiner Mitspieler. Bewundernswert in diesen Zeiten, die Künstlern mächtig was abverlangt an Optimismus und Durchhaltevermögen. Und wunderbar für das Publikum, das eine gute CD – Länge abheben konnte, um mit Abstand und gemeinsam wieder auf dem (Tanz-) boden zu landen. „Papaya“, das letzte Stück, das Finale. Salsa und Funk und niemand denkt mehr an den kommenden Winter.
Thomas Hagenauer
Portraits von Walter Fischbacher
Portraits von Cliff Schmitt
Portraits von Ulf Stricker