Redman-Mehldau-McBride-Blade: „RoundAgain“
Das neue Album von Redman-Mehldau-McBride-Blade „RoundAgain“
Die Wartezeit hat sich gelohnt!
Selten so lange auf eine neue CD-Einspielung gewartet: Ganze 26 Jahre hat es gedauert, bis die vielbeschäftigten „Stars des us-amerikanischen Jazz sich zu einem grandiosen Gipfeltreffen“ (Günther Huesmann; SWR) zusammenfanden und Zeit für einen Nachfolger von „MoodSwing“, der legendären Scheibe aus dem Jahre 1994, gefunden haben. Damals nannten sie sich noch „Joshua Redman Quartet„, denn Redman hatte alle Kompositionen geschrieben. Nach all den vielen Jahren, in denen jeder von ihnen eine erfolgreiche Karriere hingelegt hat, ist es nur folgerichtig, dass die vier Hochkaräter im neuen Bandnamen und auf dem Cover einzeln und gleichberechtigt genannt werden.
Die „Young Lions“, wie sie nach ihrem phänomenalen Start in den 1990er genannt wurden, gehörten zur ersten Generation akademisch ausgebildeter Jazz-Musiker, die sich schnell einen überragenden Ruf erspielten. Nach einer gefühlten Ewigkeit haben sich die vier Ausnahme-Musiker wieder als Band zusammengetan und ein gemeinsames Album aufgenommen: „RoundAgain“ heißt es und beinhaltet sieben neue Stücke, hat eine Gesamtspielzeit von 44:44 Min und ist damit nicht allzu lange ausgefallen, einige gelungene Songs sind aber dabei.
Drei Kompositionen aus der Feder von Redman, zwei von Mehldau und jeweils ein Song von McBride und Blade spiegeln die Bedeutung und die Vielschichtigkeit der Persönlichkeiten wider. „Es ist ein wirklich kollektives Unterfangen „…das aus den unterschiedlichen Grooves, Styles und Stimmungen ein fokussiertes, bündiges Programm schaffen sollte“. …„Wir probten einen Nachmittag, spielten zwei Probe-Gigs und gingen dann ins Studio“. „In dem Moment, in dem wir zu spielen begannen, war die Magie nach all den Jahren immer noch dieselbe.“ (Joshua Redman)
Mit „RoundAgain“ knüpfen „Redman, Mehldau, McBride, Blade“ an die alten Zeiten an, ohne allerdings genauso zu klingen wie damals. Natürlich sei ihre Musik heute komplexer, subtiler und nuancenreicher als früher, sagt Joshua Redman. „Sie alle seien inzwischen einfach noch mehr gewachsen.“ (Sarah Seidel/NDR)
Das Quartett spielt auf einem hohen Niveau, es stimmt einfach alles: Das Interplay, die Musikalität und auch die Improvisationen. Brad Mehldau spielt das Piano feinfühlig, Brian Blade bedient sein Schlagzeug zurückhaltend, Christian McBride‘s Bass klingt melodiös, Joshua Redman‘s Saxofon rundet alles ab – alle versuchen, ein gemeinsames Ganzes zu schaffen, ohne dass sich einer in den Vordergrund drängt. Manchmal ist „RoundAgain“ aber fast schon zu glatt und perfekt geraten, es fehlt das Überaschende, gelegentlich klingt es zu wohlig.
Trotzdem, ‘Redman, Mehldau, McBride, Blade‘ sollten uns Jazzliebhaber nicht noch einmal 26 Jahre bis zur nächsten CD warten lassen. Wir brauchen öfters was Neues von den „Superhelden“ !
Helmut Hugo Burkhardt