Sandi Kuhn Quartett beim Jazzclub Tübingen
Alexander „Sandi“ Kuhn (ts)
Volker Engelberth (p)
Jens Loh (b)
Axel Pape (dr)
Tübingen, 12. 5. 2021
Das Sandi Kuhn Quartett beim Jazzclub Tübingen im Club Voltaire
Bis zu 130 Besucher saßen am Mittwoch zuhause am Computer und verfolgten das Livestream-Konzert des Sandi Kuhn Quartetts. Die vier Jazzer präsentierten im Club Voltaire ihr aktuelles Album „The Place in the North“, das der aus Tübingen stammende Saxofonist im letzten Jahr mit Hilfe einer erfolgreichen Crowdfunding-Kampagne veröffentlichte.
Er führt seine Zuhörer mit ausgewogenen und gefühlvollen Melodielinien in eine Welt, die ihre Inspiration aus unterschiedlichen Quellen bezieht. Auch bei seinem „ersten Liveauftritt seit über einem halben Jahr in dieser Besetzung“ bewegt sich der inzwischen in Stuttgart lebende Tenorsaxofonist souverän in den Gewässern eines weltoffenen Jazz. Zwei Stücke des aktuellen Albums entstanden beispielsweise in Israel, wo Sandi Kuhn eine Freundin besuchte. Bei einem gemeinsamen Trip in den Norden des Landes machten sie auch Halt bei einem Bekannten, in dessen Haus ein Bösendorfer Flügel stand. Hier entstanden die letzten Stücke für das Album und auch der Titel bezieht sich auf diese Begegnung: „The Place in the North“.
Melodien mit Seele
Bei den Kompositionen, die alle aus Kuhns Feder stammen, greift der Tenorsaxofonist und Landesjazzpreisträger von 2013 gerne auf unterschiedliche Einflüsse zurück – von Berlin über New York bis Tel Aviv – und favorisiert einen warmen, balladesken Sound. Sein Spiel auf dem Tenorsaxofon ist sehr kompakt, vielschichtig und schwebend leicht. Alexander „Sandi“ Kuhn kann aber auch rau und kratzig ins Horn blasen. Das hat er während seines Studienaufenthalts in New York gelernt.
Im Club Voltaire hat der Saxofonist einen Kreis ebenfalls namhafter Instrumentalisten versammelt: Der Kölner Pianist Volker Engelberth, Bassist Jens Loh aus Filderstadt und Drummer Axel Pape aus Wiesbaden entwickeln ihren Ensemblegeist auf einer improvisatorisch geprägten Basis. Dabei spielt sich niemand unnötig nach vorn und auch Sandi Kuhn selbst versteht sich mehr auf die Rolle des Impulsgebers als in seiner Funktion als Bandleader. Zu hören gibt es meist hochelegante Jazzlinien und eingängige Melodien mit Seele. Vor allem bei den Kompositionen „October Song“, „Window Views“ und bei einem ganz neuen Stück mit dem Titel „Tübinger Straße“ zeigt Kuhn, weshalb er vor der Coronakrise zu einem der gefragtesten Saxofonisten im Ländle aufstieg.
Denn die Wahrheit von Sandi Kuhns Jazz ist verborgen in der Wärme, die sie ausstrahlt. In der Bereitschaft, etwas von sich zu zeigen und zu Musik werden zu lassen.
Jürgen Spieß
Portraits von Alexander Sandi Kuhn
Portraits von Volker Engelberth
Portraits von Jens Loh
Portraits von Axel Pape