STREAM feat. Billy Hart im Jazzclub Bix Stuttgart 2022
Christophe Schweizer (trb)
Sebastian Gille (sax)
Marko Churnchetz (p)
Joris Teepe (b)
Billy Hart (dr)
Stuttgart, 9.6.2022
Innovativ und sehr Energie geladen
Eigentlich sollte das Konzert in wenigen Minuten beginnen, doch es sind nur wenige Menschen im BIX versammelt. Man merkt, dass Ferien sind und viele die Chance nutzen, endlich wieder Urlaub machen zu können. Es scheint also ein eher intimes Musikerlebnis zu werden. In einer stillen Ecke sitzt lächelnd ein freundlicher kleiner älterer Herr, der sich erhebt als Christophe Schweizer mit seinen Musikern auf die Bühne kommt und ebenfalls nach vorne geht: es ist die Jazz-Legende Billy Hart, der noch mit Otis Redding und Wes Montgomery gespielt hat und im Laufe seiner Karriere zahllose Aufnahmen und Konzerte mit vielen Großen der Jazzgeschichte erlebte. Mit seinen 81 Jahren ist er immer noch quirlig und hellwach und ungebrochen aktiv.
An diesem Abend tritt er mit „Stream“ auf, einer langjährigen Zusammenarbeit mit dem Posaunisten Christophe Schweizer (der tatsächlich aus der Schweiz stammt). Mit von der Partie sind Sebastian Gille am Saxophon, der Niederländer Joris Teepe am Kontrabass und am Piano der Slowene Marko Črnčec, der Hierzulande auch alsMarko Churnchetz bekannt ist. Völkerverständigung und Mehrgenerationenprojekt in einem also – wie wohltuend!
Das Kozert war – um es vorweg zu nehmen – ein voller Erfolg: innovativ, nie langweilig und sehr Energie-geladen. Wenn Sebastian Gille seine unverwechselbaren Saxophonklänge herausschreit, -stöhnt, flüstert, dann wird damit so vieles erzählt, dass man die armseligen Schlager und Rappertexte nur müde belächeln kann. Etwas braver aber ähnlich ausdrucksstark waren Christophe Schweizer mit seiner Posaune und der bei uns eher weniger bekannte Pianist Marko Črnčec, der laut Ansage erst zum zweiten Mal mit Steam auftrat.
Der ausgezeichnete Joris Teepe am Kontrabass hätte von der Technik gerne etwas lauter abgemischt werden dürfen, so musste man seinen wundervollen Läufen sehr konzentriert folgen.
Und dann war da natürlich noch der legendäre Billy Hart, der das Schlagzeug selten als Rhythmusinstrument verwendet, sondern als vollwertiges Instrument in den Gesamtklang der Band einfügt. Immer hellwach seine Mitspieler beobachtend und immer bereit, völlig unerwartete Sequenzen einzubringen, die den Songs einen ganz eigenen Charakter verleihen.
Wie gesagt ein hochklassiges Konzert, das man gerne einer größeren Zahl von Zuhörern gegönnt hätte.
Markus Minberg
Portraits von Christophe Schweizer
Portraits von Sebastian Gille
Portraits von Marko Churnchetz
Portraits von Joris Teepe
Portraits von Billy Hart