SÜDSAX Saxophon Quartett in der Zehntscheuer Schönaich 2024

SÜDSAX

Sex and the City war gestern – heute gibt es Sax and the Village

Saxophone nun auch auf dem Lande! So gesehen am 5. Oktober in der Zehntscheuer Schönaich. Das Saxophonquartett SÜDSAX war zu Gast

Der Schönaicher Kontrabassistin Judith Goldbach ist es zu verdanken, dass sie in Kooperation mit der Musikschule Schönaich den Jazz aufs Land geholt hat. Die 11.000 Seelen-Gemeinde vor den Toren Böblingens startete 2023 ein neues Format, das sich „Jazz in der Zehnscheuer“ nennt. Hier gaben sich inzwischen Senkrechtstarterin Laura Kipp (voc) und Deuce mit Judith Goldbach selbst, sowie Werner Acker (g) und Andreas Francke (as/ss) die Klinke in die Hand. Letzterer war nun auch an diesem Samstagabend zusammen mit seinen Spielkameraden Alexander Bühl (ts), Daniel Roncari (as) und Christoph Beck (bs) in der schmucken Zehntscheuer zu erleben. Das SÜDSAX Saxophon Quartett, 2016 von Beck gegründet, rekrutiert sich aus handverlesenen Meistern ihres Fachs, die allesamt in spannenden Projekten unterwegs sind – als Bandleader, Komponisten, Arrangeure und Solisten. Die unterschiedlichen Charaktere und Interpretationsvorlieben machen dabei das Salz in der Suppe aus. Diese durften nun die saxophilen Besucher auslöffeln; und der Genuss stellte sich umgehend ein.

Suedsax
Daniel Roncari – Alexander Bühl

Von den Kinderschuhen des Jazz bis in die Moderne

Eine Reise durch die Epochen der Jazzgeschichte stand auf dem Programm und den Anfang machte natürlich der New Orleans Groove um 1900. Swing Low, Sweet Chariot….; und in diesem Fall mal nicht „Nomen est omen“, denn mit jedem der danach folgenden Titel schaukelte sich die Formation in immer neue Höhen empor. Ob Spiritual, New Orleans, Blues oder Ragtime, egal wie die Wurzeln des Jazz heißen, die Südsax-Arrangements sorgten mit bestechenden Phrasierungen bereits zu Beginn für Spannung. Im weiteren Verlauf des Programms gelangte die Combo auf der Jazz-Zeitschiene immer mehr in Richtung „Neuzeit“, natürlich nicht, ohne auf dem Weg großen Jazzmusikern wie Duke Ellington, John Coltrane, Thelonious Monk oder Sidney Bechet Tribut zu zollen. Zwischendurch warf man auch einen Blick auf die deutsche „Jazz“musik der 20er/30er Jahre und brachte mit einem Medley eine saxophonistische Neuauflage einiger Comedian Harmonists-Hits. Doch ganz gleich was die vier Herren anpackten, es handelte sich um musikalische Leckerbissen, die mit launigen Anmoderationen von Beck humorvoll garniert wurden.

Suedsax
Christoph Beck – Andreas Francke

Groove aus einem Guss

Ob Bari-Walking Bass Lines, gefühlvolle Highnote Licks, überraschende Bläsersätze, Intonation, Dynamik oder kraftvolle Soli; alles passte. Den Besuchern dürfte dabei kaum entgangen sein, dass die Musiker, mit ihrem blinden musikalischen Verständnis füreinander, auch eine freundschaftliche Bande beflügelte. Das sorgte nicht zuletzt für Groove aus einem Guss. So war es Bühl gegen Ende auch wichtig, seinen Kollegen Beck als Motorraum-Betreiber dieser „Titanic“ zu würdigen: „Der schuftet und schuftet!“. Das Ergebnis ließ sich denn auch nicht nur sehen, sondern führte zu begeisterten Zugabe-Forderungen. Die Nummer Eins bildete eine wirklich zeitgenössische Komposition vom Maschinenraum-Heizer selbst: „Be Mine“, bevor Glenn Millers „In the Mood“ den Saal nochmals in Hochstimmung versetzte. Wem das Genre „Saxophonquartett“ bis zu diesem Konzert nicht ganz so geläufig war, dürfte an diesem Abend Blut geleckt haben.

Kommende Events

An dieser Stelle soll noch darauf hingewiesen werden, dass Jazz in der Zehntscheuer nach schönen Anfangserfolgen mit nunmehr drei Konzerten ins Jahr 2025 geht. Den Auftakt machen am 8. Februar Fola Dada (voc), Ulf Kleiner (p), Joscha Glass (b), Martin Grünenwald (dr) und Jo Ambros (g) mit „The Meaning of the Blues“ – Dieses Programm will vornehmlich durch die Welt des Blues und verwandter Stilistiken führen.

Bernd Epple

Portraits von Andreas Francke

Portraits von Christoph Beck