Tingvall Trio im Sudhaus Tuebingen 2021

Martin Tingvall, piano
Omar Rodriguez Calvo, bass
Jürgen Spiegel,
drums

Tübingen, 2.11.2021

Tübinger Lieblinge

Keine andere Band ist in den letzten Jahren öfter in Tübingen aufgetreten. Die Drei vom Tingvall Trio sind zu den absoluten Favoriten der Tübinger Jazzgemeinde – und darüber hinaus geworden. Das coronabedingt mehrfach verschobene Konzert wurde zu einem riesigen Erfolg: 400 begeisterte Zuhörer füllten den neuen Sudhaus Saal!
Das Tingvall Trio steht für eine beispiellose Erfolgsgeschichte. Von der ungestümen Kiez Band aus Hamburg mit der internationalen Besetzung haben sie sich innerhalb von 10 Jahren zu einer der erfolgreichsten deutschen Jazzcombos entwickelt, auch weil es ihnen gelungen ist, ein nicht jazzaffines Publikum für den Jazz zu gewinnen.
Viele der meist von Martin Tingvall geschriebenen Stücke weisen die typische Melodiösität des skandinavischen Jazz auf, der kubanische Bassist Omar Rodriguez Calvo ist von lateinamerikanischen Einflüssen geprägt, während Jürgen Spiegels Schlagzeugspiel an der Rockmusik angelehnt ist. Genau diese Melange macht den Sound des Tingvall Trios aus, der zwischen harmonischen, ruhigen Melodien und dynamischen energiegeladenen Rhythmen chargiert, angereichert mit Elementen aus Rock und Pop.

Tänze aus verschiedenen Regionen der Welt

Das Trio spielt im Sudhaus quasi chronologisch die ersten sieben Titel ihres neuen Albums „Dance“, das Tänze aus verschiedenen Regionen der Welt aufgreift. Die Reise geht von Cuba mit dem Stück „Cuban SMS“, über Spanien mit „Spanish Swing“ und schließlich nach Jamaika mit dem reggae-angehauchten Stück „Ya man“. Dabei versuchen sie, die unterschiedlichsten Tanzformen und den spezifischen Gefühlsausdruck musikalisch auszumalen. Manchmal gerät das Ganze zu harmonisch, zu gefällig. Ecken und Kanten  fehlen allenthalben.
Vor der Pause müssen sie aber unbedingt noch ihr Erfolgsstück “Vägen“ (Der Weg) spielen. Das würde immer vom Publikum gefordert, es würde auch einiges zu ihrem Lebensunterhalt beitragen, sagt Martin Tingvall, der launig mit sympathischem schwedischem Akzent durchs Programm führt und dabei Hintergründiges zur Entstehungsgeschichte der Songs offenbart.
Obwohl links auf der Bühne sitzend, ist Martin Tingvall am Piano unzweifelhaft  der Mittelpunkt der Band. Er hält die Fäden zusammen, lässt aber seinen Mitspielern Raum für Solos, in denen sie ihrer Musikalität frönen können.
Nur einmal scheint Tingvall die Setlist nicht mehr parat zu haben, er schaut  deshalb fragend zu den Kollegen: „…und  jetzt…“Movie“ …?“ – alle nicken und legen los. …“Movie“ ist von 2005.!. Sie haben alles im „kleinen Finger“, jeder Song ist sofort abrufbar – und nirgends Noten.
Vor allem aber vermitteln die Tingvalls, dass sie selbst Spaß haben an dem was sie zusammen auf die Bühne zaubern. Sie lassen ihren Jazz nicht verkopft, sondern lebendig-frisch klingen. Und eingängig ist ihre Musik. Jazz-Aficionados ist dies manchmal zu poppig, aber den meisten Tübinger gefällt’s – sie klatschen zwei Zugaben herbei.

Helmut Hugo Burkhardt

Portraits von Martin Tingvall

Portraits von Omar Rodriguez Calvo

Portraits von Jürgen Spiegel