Trio Kühn Humair Chevillon im Sudhaus Tübingen 2018
Joachim Kühn, piano
Daniel Humair, drums
Bruno Chevillon, bass
Tübingen, 20. 10. 2018
„Epilog der Hoffnung“ von Joachim Kühn
Im Rahmen der Tübinger Jazz & Klassiktage haben das Sudhaus Tübingen und Jazz im Prinz Karl ein Trio der Spitzenklasse eingeladen.
Joachim Kühn, Daniel Humair und Bruno Chevillon stehen für außerordentliche Musik! Joachim Kühn ist ein klassisch ausgebildeter Pianist, der bereits als Zwanzigjähriger den Schlagzeuger hörte, mit dem er einmal zusammenspielen wollte. Es war Daniel Humair, den er im Westfernsehen sah. Zehn Jahre später war es dann wirklich soweit und seit 47 Jahren spielen sie nun bereits regelmäßig zusammen.
Während eines längeren Krankenhaus-Aufenthalts schrieb Joachim Kühn den „Epilog der Hoffnung“, der an diesem Abend das erste Mal aufgeführt wurde. Das langsame Erwachen und wieder zu Kräften kommen, der Kampf gegen Schmerz und Mattigkeit, die Hoffnung, daß es wieder besser wird. So eindringlich gespielt, daß man die diversen Stadien mitfühlen konnte. Diese Komposition war beinahe hypnotisch und derart expressiv und intensiv, das sie die absolute Konzentration und Hingabe des Publikums forderte.
Drei Koryphäen
Über Joachim Kühn kann man am besten einen Kollegen zu Wort kommen lassen. In einem Interview der Zeitschrift Jazz Thing (Sept./Okt. 98) sagte Dave Brubeck: „Es gibt inzwischen eine Menge Typen, die noch wesentlich kompliziertere Sachen komponieren und weitaus raffiniertere Läufe erfinden, als ich es jemals zu tun imstande bin. Ich denke da an einen deutschen Pianisten … der erst vor kurzem mit Ornette Coleman ein Duoalbum aufgenommen hat. Joachim Kühn! Das ist einer, der verfügt über alle Fähigkeiten, die meinem Grundverständnis von modernem Piano entsprechen. Mich würde interessieren, wie er über mich denkt.“
Der inzwischen über 80-jährige Schweizer Daniel Humair ist seit seinem 17. Lebensjahr professioneller Schlagzeuger. Seit seinem 20. Lebensjahr wohnt er in Paris und hat in jungen Jahren mit Größen wie Chet Baker, Kenny Dorham, Eric Dolphy, Jackie McLean, Phil Woods gearbeitet. In den 1970er Jahren trat er auch mit Jim Hall, Lee Konitz, Art Farmer, Joe Henderson, Dexter Gordon und Herbie Mann auf und begann seine Zusammenarbeit mit Joachim Kühn.
Bruno Chevillon wurde in Valréas in Frankreich geboren und ist ein außergewöhnlich vielfältiger Kontrabassist. Er ist sowohl im Avantgarde-Jazz als auch in der Neuen Improvisationsmusik zu Hause. Auch bei der Filmmusik und in großen Orchestern ist sein Wirkungskreis noch nicht erschöpft. Er komponierte unter anderem auch, als Hommage auf Pier Paolo Pasolini, ein Stück für Solokontrabass und Gesang, das er solo als Kontrabassist, Sänger und Rezitator aufführte.
Zusammen haben diese drei Koryphäen auf ihrem Instrumenten im ausverkauften Sudhaus in Tübingen ein sehr intensives Konzert zelebriert.
Rainer Ortag
Portraits von Joachim Kühn
Portraits von Daniel Humair
Portraits von Bruno Chevillon